Die Arago’sche Scheibe. 229
praktische Zwecke ist sie nicht brauchbar. Denn wir müssen hier
mechanische Energie aufwenden, um den Magnet zu drehen, könnten
diese alsdann aber auch unmittelbar benutzen und brauchten sie
nieht vorher durch den Motor zu schicken. Dieser bekommt erst
dann praktischen Werth, wenn an Ort und Stelle keine mechanische
Energie nöthig ist. Wir haben daher die Maschine so umzuändern,
dass der rotirende Magnet durch eine Vorrichtung ersetzt wird, der
man die Energie in der Form eines elektrischen Stromes zuführt.
Dies geschieht auch wirklich bei den Drehfeldern, wie sie von
Ferraris, Tesla u. s. w. eingeführt worden sind.
Wenn wir einen permanenten Magnet rotiren lassen, so ist die
Stärke und die Vertheilung des Feldes für alle Lagen des Magnet-
stabes unveränderlich; um dieselbe Wirkung mittels eines elektrisch
erzeugten Feldes zu erreichen, sind folgende Bedingungen zu er-
füllen: 1. Die Stärke und die Vertheilung des Feldes müssten von
der Lage im Raum unabhängig sein; 2. die Umdrehungsgeschwin-
digkeit des Feldes müsste konstant sein. Man sieht leicht, dass der
Ferraris’sche Motor (Fig. 99) diesen Anforderungen nicht genügt,
und dass dies überhaupt in der Praxis bei keinem Motor der Fall
sein kann. Besitzt der Motor eine bestimmte Anzahl von Feld-
magnetpolen, so wird die Bewegung des resultirenden Feldes mehr
oder weniger sprungweise erfolgen; ebenso erfährt die Stärke und die
Vertheilung des Feldes ziemlich bedeutende Veränderungen. Selbst
wenn wir überhaupt keine Feldmagnete anwenden, so wird die Feld-
stärke wegen der stets beschränkten Zahl der erregenden Spulen
niemals konstant sein. Freilich werden die Unterschiede in dem
Werthe der Feldstärke, wie wir später sehen werden, durch die
Rückwirkung des Ankers abgeschwächt, und sind daher nicht so
schädlich, wie es auf den ersten Blick scheint.
Für den vorliegenden Zweck können wir jedoch von diesen
Einzelheiten absehen; es kommt vielmehr darauf an zu untersuchen,
ob ein Feld, wie es praktisch zu erzeugen ist, ein Drehungsmoment
auf den Anker ausübt. Augenscheinlich wird die Bewegung des
Feldes um so gleichmässiger erfolgen, je mehr Ströme von ver-
schiedener Phase in Anwendung kommen. Wir wollen daher den
ungünstigsten Fall untersuchen, wo das Drehfeld durch zwei Ströme
erzeugt wird, die in der Phase um ein Viertel der Periode von ein-
ander abweichen. Sehen wir von der Rückwirkung des Ankers ab,
so ist in diesem Falle das Verhältnis zwischen maximaler und mini-