Theorie der Drehstrommotoren. 237
Uhrzeiger dreht, so bewegt sich jeder Draht von a über c nach 5
u.s.w. Die elektromotorische Kraft wird daher in allen Drähten,
die links vom vertikalen Durchmesser (Fig. 102) liegen, nach unten
und in allen rechts von ihm gelegenen Drähten nach oben gerichtet
sein. Die Kurve E (Fig. 103) möge den Verlauf der elektromotori-
schen Kraft darstellen; da keine magnetische Streuung stattfindet,
so besitzt die Stromstärke gleiche Phase mit der elektromotorischen
Kraft und lässt sich daher durch die Kurve I veranschaulichen.
Wir haben nun zu beachten, dass diese Kurve in Wirklichkeit zwei
verschiedene Bedeutungen hat. Einmal stellt sie die augenblicklichen
Werthe der Stromstärke in jedem Leiter während seiner Umdrehung
von links nach rechts dar, sodann veranschaulicht sie die dauernde
Vertheilung des Stromes in sämmtlichen Leitern, vorausgesetzt, dass
sie so zahlreich sind, dass man für die Vertheilung eine Kurve und
keine gebrochene Gerade erhält, die aus kurzen vertikalen und
horizontalen Stücken zusammengesetzt ist.
Es entsteht jetzt die Frage, welche magnetisirende Kraft von
diesen Strömen ausgeübt wird, die durch die Kurve / zusammen-
gefasst sind, oder wie das magnetische Feld vertheilt ist, das allein
durch ihre Wirkung zu Stande käme. Die positiven Ordinaten
von I bedeuten Ströme, die in Fig. 102 aufwärts oder nach dem
Beschauer zu fliessen, negative Ordinaten dagegen Ströme von um-
gekehrter Richtung. Die letztern suchen einen magnetischen Wirbel
in der Richtung des Uhrzeigers zu erzeugen, die erstern einen
solchen im entgegengesetzten Sinne. Betrachten wir den Leiter, der
sich gerade bei b befindet, so wird sein Strom ein Feld hervorzu-
rufen suchen, dessen Kraftlinien oberhalb des Leiters radial nach
innen und unterhalb desselben radial nach aussen fliessen. In ähn-
licher Weise sucht der Leiter, der sich bei a befindet, ein Feld zu
erzeugen, das über ihm radial nach innen und unter ihm radial
nach aussen verläuft. Man sieht leicht, dass durch das Zusammen-
wirken sämmtlicher Ströme, das durch die Kurve I (Fig. 103) dar-
gestellt ist, ein Feld erzeugt wird, das seinerseits die Kurve A ver-
anschaulicht. Diese muss augenscheinlich durch die Punkte a und 5
gehen, da die magnetisirenden Kräfte zu beiden Seiten von a und b
gleich und entgegengesetzt sind, und eine Sinuskurve sein, wie sich
leicht auf folgende Weise zeigen lässt. ö möge der Strom sein, der bei
b in einem Streifen der Ankeroberfläche von 1 cm Breite fliesst, und
r sei der Radius des Ankers; alsdann fliesst ein Strom von der Stärke