Elektromotorische Gegenkraft. 249
Damit daher diese Energie nicht zu gross wird, muss N im
Verhältnis zu N, klein sein. Die Schlüpfung des Ankers ist
N
— ,
{\9
Ss=-
und da sich unter den gewöhnlichen Bedingungen N, und N, nicht
sehr von einander unterscheiden, so können wir auch
a=s4
setzen. Die Grösse der Schlüpfung ist somit ein direktes Maass für
die Energie, die als Wärme im Anker verzehrt wird. Hoher Wir-
kungsgrad und starke Zugkraft beim Angehen sind daher Be-
dingungen, die einander in gewisser Weise widersprechen. Um mit
hohem Wirkungsgrad zu arbeiten, muss der Anker niedrigen Wider-
stand besitzen; in Folge dessen wird die Schlüpfung klein. Die
Kurve der Zugkraft steigt daher steil an und endigt dicht über der
Abseissenachse; der Anker kann also beim Angehen nur wenig
Arbeit leisten, verträgt jedoch, wenn er erst einmal im Gange ist,
eine beträchtliche Ueberlastung. Bei starker Schlüpfung, die bei
hohem Ankerwiderstande stattfindet, kommt das Ende der Kurve
für die Zugkraft höher zu liegen, sodass der Motor beim Angehen
eine starke Belastung durchziehen kann. Auf der andern Seite
arbeitet er jedoch mit geringerm Wirkungsgrad . und erfährt bei
verschiedenen Belastungen bedeutende Aenderungen in seiner Ge-
schwindigkeit. Man lässt neuerdings für die Schlüpfung des Ankers
Werthe zu, die zwischen 0,02 und 0,05 liegen.
Es bleibt jetzt noch übrig, den Einfluss des resultirenden Dreh-
feldes B auf die Spulen der Feldmagnete zu bestimmen. Der Ein-
fachheit halber nehmen wir wieder an, das Magnetsystem sei durch
einen Gramme’schen Ring gebildet (Fig. 106), dessen gegenüber-
liegende Spulen hintereinander geschaltet und von demselben Strom
durchflossen werden. Wir beschränken die Untersuchung auf eine
der vier Spulen und wählen dazu die Spule A. Anstatt der Be-
trachtung ein Feld, das sich mit einer Geschwindigkeit von N, Um-
drehungen in der Sekunde’ im Sinne des Uhrzeigers dreht, zu Grunde
zu legen, nehmen wir an, es sei fest im Raume, während sich die
Spule mit derselben Geschwindigkeit im entgegengesetzten Sinne
dreht. Dann werden die innern Theile der Gramme’schen Wick-
lung von den Kraftlinien des Feldes geschnitten, sodass in ihnen
elektromotorische Kräfte entstehen.