Full text: Elektrische Kraftübertragung

  
  
  
Die Weber’sche Theorie des Magnetismus. 19 
versehen, an dem andern Ende mit genau derselben Quantität mag- 
netischer Masse des entgegengesetzten Zeichens. Diese magnetischen 
Massen sind eine der Materie inhärente Eigenschaft, wie die Schwere 
oder die chemischen und thermischen Eigenschaften, und können 
weder kleiner noch grösser werden. In einem unmagnetischen Stahl- 
stabe bilden die Molekularmagnete entweder in sich geschlossene 
oder getrennte Ketten, deren magnetische Achsen nach allen mög- 
lichen Richtungen laufen; sie üben deshalb keine magnetische Fern- 
wirkung aus, wie es bei unserer Kette von Eisenfeilspähnen der Fall 
war, nachdem wir die einzelnen Glieder gedreht hatten. Aber wenn 
es durch irgend ein Mittel möglich ist, alle Moleküle so zu drehen, 
dass sie nach einer Richtung zeigen, ohne sie dabei zu verschieben, 
so erhalten wir eine Anzahl paralleler magnetischer Ketten, die nur 
an ihren Enden freien Magnetismus aufweisen und eine magnetische 
Anziehung und Abstossung in die Ferne ausüben können, d.h. unser 
Stahlstab wird ein Magnet. 
Wir sehen, dass nach dieser Theorie die Moleküle, welche einen 
Stab von magnetisirbarem Stahl zusammensetzen, um ihre Mittel- 
punkte drehbar sein müssen, und je leichter und „vollständiger sie 
sich drehen lassen, um so schneller steigt die Magnetisirung an. Da 
wir nicht jedes Molekül anfassen und mechanisch drehen können, so 
schicken wir Kraftlinien durch den Stab, um diese Arbeit auszu- 
führen, wie wir es bei der Kette der Eisenfeilspähne machten. Dieses 
geschieht entweder mit Hülfe eines andern Magnets oder mittelst 
des elektrischen Stromes. Die Anordnung der Moleküle in voll- 
ständigen Ketten wird desto vollkommener sein, je geringer der 
Widerstand oder die innere Reibung ist, welche sich der Drehung 
entgegenstellen, und je kräftiger die Kraftlinien sind, welche durch 
den Stahlstab hindurchgehen. In sehr weichem Stahl oder weichem 
Eisen drehen sich die Moleküle frei, und hier können sie vollständig 
in stetige Ketten gebracht werden; aber je härter der Stahl ist, um 
so kleiner ist der Winkel, um den jedes Molekül gedreht werden 
kann, und eine um so grössere magnetisirende Kraft ist hierzu er- 
forderlich. In solchen Fällen sind die magnetischen Ketten mehr 
oder weniger unterbrochen, und der nach aussen hin wirkende Mag- 
netismus ist schwächer. Anderseits werden die einmal in die Lage 
der magnetischen Kontinuität gedrehten Moleküle nicht leicht wieder 
gestört; je härter der Stahl ist, um so permanenter ist also sein 
Magnetismus. In weichem Eisen werden die Moleküle ihren mag- 
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