Zugkraft. 283
negativ. Die Differenz dieser beiden Komponenten liefert die resul-
tirende Zugkraft
SE-ST IST,
Bestimmen wir diese Differenz für verschiedene Geschwindigkeiten
OS, so erhalten wir die Kurve A der resultirenden Zugkraft. Diese
verschwindet einmal für die Geschwindigkeit Null, d.h. wenn der
Anker in Ruhe ist, sodann für eine Geschwindigkeit, die nahezu
dem synchronen Gang des Motors entspricht. Zwischen diesen
beiden Werthen ist die Zugkraft positiv und erreicht ein Maximum.
Der Gang des Motors ist für solche Geschwindigkeiten stabil, welche
jenseits des Werthes für die maximale Zugkraft liegen, aber nicht
mehr für niedrigere Geschwindigkeiten. Die Richtung, in der der
Motor läuft, ist hierbei ohne Einfluss. Wir nahmen an, dass sich
der Motor im Sinne des Uhrzeigers drehe, und fanden die Kurve A.
Hätten wir ihn in entgegengesetzter Richtung in Gang gesetzt, so
würde seine Zugkraft durch die Kurve A' darzustellen sein, die
symmetrisch zur Kurve A rechts von Ö liegt.
Es ist natürlich vortheilhaft, den Motor so zu konstruiren, dass
die Ordinaten der Kurve A gross ausfallen; es ist dies der Fall,
wenn sich die Kurve A, auf ihrer linken Hälfte hoch erhebt, aber
auf ihrem rechten Ende tief verläuft. Hierzu muss der Motor eine
beträchtliche Selbstinduktion besitzen; denn man sieht leicht, dass
ein Motor ohne Selbstinduktion, den wir früher als idealen Motor
bezeichneten, für Einphasenströme nicht brauchbar ist. Liesse sich
ein soleher Motor überhaupt herstellen, so würde die Kurve der
Zugkraft bei ihm nicht so verlaufen, wie es Fig. 116 angiebt. Der
Theil A, wäre eine Gerade, die von O, nach rechts anstiege, während
das Stück A, symmetrisch zu A, von O, aus nach links unten ver-
liefe, Die Kurven für die resultirende Zugkraft würden also auch
durch gerade Linien dargestellt, die von O nach beiden Seiten
abwärts liefen; ihre Ordinaten wären also negativ. Ein solcher
Motor ohne Selbstinduktion würde nicht nur nicht von selbst an-
gehen, sondern sogar einer äusseren Kraft, mittels der er in Gang
gebracht werden sollte, Widerstand entgegensetzen. Er wäre daher
völlig unbrauchbar für Einphasenströme, obwohl er für Mehrphasen-
ströme eine vollendete ideale Maschine abgiebt. In der Praxis ist
dieser Grad der Vollendung freilich nicht zu erreichen, weil die
Selbstinduktion hier nie ganz zu vermeiden ist. Für Mehrphasen-