304 Elftes Kapitel.
grösser gezeichnet. In der Praxis braucht man keine weitläufigen
Rechnungen anzustellen, um die elektromotorische Kraft des Phasen-
reglers genau zu bestimmen. Wir haben nur einen Rheostaten vor-
zusehen, mit dem der Erregerstrom desselben verändert werden
kann, und diesen so einzustellen, dass die Stärke des zugeführten
Stromes ein Minimum wird. Eine Verstärkung oder Verringerung
der Erregung wird eine Vergrösserung der Stromstärke zur Folge
haben. Der Phasenregler kann durch eine kleine Dynamomaschine,
die auf seiner Achse sitzt, erregt werden. Sein Antrieb erfolgt am
besten vom Motor aus durch eine kleine Reibungskuppelung oder
durch eine ähnliche Vorrichtung, die sich loslösen lässt, wenn der
Synchronismus eingetreten ist.
Nachdem wir so von unserer eigentlichen Aufgabe abgeschweift
sind, um zu zeigen, wie Leitungen mit Wechselstrom ohne Phasen-
verschiebung betrieben werden können, kehren wir wieder zu der
Vergleichung der vier oben aufgezählten Systeme zurück. Die
Grundlage bildet dabei die Uebertragung mittels Gleichstroms, und
alle Systeme sollen bezüglich der Isolation der gleichen Anforderung
gewachsen sein. Die Spannung zwischen zwei Leitern oder zwischen
einem Leiter und Erde darf daher bei keinem System den für die
Gleichstromanlage angenommenen Betrag überschreiten. Es wird
die Kupfermenge bestimmt, die unter diesen Umständen für jedes
System im Verhältnis zum Gleichstrom erforderlich ist.
Wir betrachten zunächst eine Uebertragung mittels Einphasen-
stroms. Die zu übertragende Energie ist der effektiven Spannung
und die Beanspruchung der Isolation der maximalen Spannung pro-
portional. Die effektive Spannung verhält sich daher zur Spannung
des Gleichstroms wie 1:/2. Da sich die Kupfergewichte umgekehrt
wie die Quadrate der Spannung verhalten, so wird die Anlage beim
Betriebe mit Einphasenstrom doppelt soviel Kupfer erfordern, wie
beim Betriebe mittels Gleichstroms.
Die Uebertragung mittels Zweiphasenstroms in vier Leitungen
kann als doppelte Uebertragung mittels Einpbasenstroms aufgefasst
werden und führt daher zu demselben Ergebnis.
Die Fortleitung von Zweiphasenstrom in drei Drähten scheint
auf den ersten Blick eine Ersparnis an Kupfer zu bedeuten, da der
gemeinsame Draht nur Y2 mal soviel Strom fortzuleiten hat als
jeder der beiden andern Drähte. Dies ist jedoch ein Trugschluss.
Denn durch Vereinigung der beiden Drähte haben wir die Potential-