Kraftlinien eines kreisförmigen Stromleiters. 27
sieht; alsdann wird der Nordpol nach derjenigen Seite abgelenkt, die durch
die ausgestreckte linke Hand bezeichnet wird. Wenn wir statt der Magnet-
nadel ein unmagnetisches Stück Stahl in dieselbe Lage bringen, so
wird es magnetisirt, und es entsteht ein Nordpol an der linken, ein
Südpol an der rechten Seite. Nähern wir dem Stromkreise von
vorn, also von der Seite, die dem Beschauer der Figur zugewendet
ist, den Nordpol eines Magnets, so wird er offenbar abgestossen,
nähern wir dagegen den Südpol, so wird dieser angezogen. Das
Umgekehrte findet auf der Rückseite statt.
Fig. 6.
Dasselbe würde eintreten, wenn wir statt des vom Strom durch-
flossenen Drahtkreises einen sehr kurzen Magnet von gleichem Durch-
messer hätten. Um diesen Magnet ebenso wie den Draht wirken zu
lassen, müsste seine Länge gleich der Dicke des Drahts sein. Wir
hätten also eine flache Scheibe, deren eine Seite wir uns mit nord-
magnetischer Masse, die andere mit der gleichen Menge südmagne-
tischer Masse belegt denken müssen. Indem wir den Betrag des
über die Scheibe vertheilten Magnetismus passend wählen, erhalten
wir einen Magnet, welcher sich in seiner Fernwirkung gerade so
verhält wie der Kreisstrom. Ein solcher Magnet wird die äguivalente
magnetische Doppelfläche genannt. Die Wirkung, welche ein physi-
kalischer Magnet oder eine magnetische Doppelfläche, die einem
geschlossenen Stromkreis äquivalent ist, in die Ferne ausübt, wird