196 Achtes Kapitel.
sinkt, als es dem Einfluss der Selbstinduktion allein entspricht, und
dass bei einem Kurzschluss die Stromstärke noch geringer wird,
als sie sich aus der graphischen Darstellung in Fig. 85 ergiebt. Da
> alsdann nahezu gleich 90° wird, so sind die entmagnetisirenden
Amperewindungen des Ankers gleich 1,4wi; das Feld erfährt also
schon bei kleinen Werthen von i eine erhebliche Schwächung.
Bevor wir auf die Kraftübertragung mittels Wechselströmen ein-
gehen, ist es zweckmässig zu untersuchen, welchen Einfluss die
Rückwirkung und die Selbstinduktion des Ankers auf die Konstruktion
und besonders auf die Periodenzahl der Wechselstrommaschine aus-
üben. In Bezug auf die letztere herrschen in der Praxis grosse
Unterschiede, wenn wir die Kraftübertragungen für Beleuchtungs-
und Kraftzwecke zusammenfassen. In den Vereinigten Staaten pflegt
man gewöhnlich die Zahl von 133 Perioden in der Sekunde zu
wählen, obwohl bei neuern Konstruktionen auch kleinere Werthe
vorkommen. Die Fabrikanten Englands nehmen 100 bis 75 Perioden,
während in Deutschland eine Zahl zwischen 65 und 44 gebräuchlich
ist. Bei der ersten Kraftübertragungsanlage, die an den Niagara-
fällen errichtet wurde, ist die Periodenzahl zu 25 angenommen, und
von dem hinzugezogenen Sachverständigen war sogar eine noch
kleinere Zahl vorgeschlagen worden. Es ist daher klar, dass sich
für die Wahl der Periodenzahl keine feste Regel aufstellen lässt.
Man muss hier die verschiedenartigsten Umstände, wie die Antriebs-
art und die Geschwindigkeit der Dynamomaschine, ihre Konstruktion
und ihr zulässiges Gewicht in Rücksicht ziehen.
Wir wollen der Einfachheit halber nur untersuchen, welchen
Einfluss die Periodenzahl der Maschine auf ihr Gewicht, ihren Preis
und ihre Leistung ausübt.
Zu diesem Zweck vergleichen wir zwei Maschinen mit einander,
die beide für dieselbe Spannung, Geschwindigkeit und Leistung kon-
struirt sind; nur möge die Maschine A eine doppelt so grosse
Periodenzahl haben als die Maschine B. A möge 20 Pole besitzen
und 540 Umdrechungen machen, so dass N = 90 ist, während B nur
10 Pole haben soll, so dass bei derselben Geschwindigkeit N—=45
ist. Da die Spannung proportional vzp ist, so muss vz bei B
doppelt so gross sein als bei A. Nun wollen wir zuerst annehmen,
dass A und B gleich schwer sind, dass ferner z bei B doppelt so
gross wie bei 4, v aber in beiden Fällen gleich ist. Jede Anker-
spule von B, deren Zahl natürlich gleich der Polzahl sein muss,