Die Kraftübertragungsanlage in La Goule. 321
leitung in mehrere mit Gummi isolirte Linien, die zu den sekun-
dären Transformatoren führen. Als Stützen sind auch in der Stadt
Holzmasten beibehalten. Die Schutznetze sind aber hier durchweg
angebracht und noch besonders verstärkt, wo Telephonleitungen die
Hochspannungsleitung kreuzen.
Die sekundären Transformatoren, von denen vorläufig sieben
von 30 bis 50 Kilowatt zur Anwendung kommen, befinden sich in
besondern Blechsäulen hoch über dem Erdboden und erniedrigen
die Spannung auf 120 V. Von hier aus verzweigt sich dann das
Niederspannungsnetz, das im Innern der Stadt aus dreifach kon-
centrischen Bleikabeln besteht, während für die Stadtperipherie ober-
irdisch geführte Leitungen verwendet werden.
Das Elektrieitätswerk in Wynau (Schweiz) möge auch
noch in diesem Zusammenhange erwähnt werden. Wir brauchen es
nicht mehr näher zu beschreiben, da es in ähnlicher Weise von der-
selben Firma wie das vorhergehende erbaut ist. Die Anlage, welche
die Wasserkraft der Aare ausnutzt, umfasst fünf Drehstrommaschinen
von je 750 P, von denen jede mittels einer konischen Uebersetzung
von der Welle einer Turbine angetrieben wird. Ausserdem sind
noch zwei kleinere Turbinen zum Betrieb der Erregermaschine vor-
handen. Der Strom der Generatoren wird durch Transformatoren
von 450 auf 8000 V umgeformt und fliesst in oberirdisch verlegten
Leitungen zu den Verbrauchsstellen, wo er wieder auf 120 V trans-
formirt wird. Die Entfernungen zwischen Centrale und Konsumenten
schwanken zwischen 2,5 und 12km. Licht und Kraft werden von
derselben Leitung aus gespeist.
Die Kraftübertragungsanlage in La Goule!), einem Orte,
der im Schweizer Jura unmittelbar an der französischen Grenze
liegt, versorgt ebenfalls eine grössere Anzahl von benachbarten Ort-
schaften in einem Kreise von 25 km Durchmesser mit Licht und
Kraft. Im Ganzen waren im ersten Betriebsjahre schon 17 Ge-
meinden, von denen sechs auf französischem Gebiet liegen, an das
Leitungsnetz angeschlossen, das durchweg doppelt ausgebildet ist,
indem die Leitungen für Kraft und Licht vollständig von einander
getrennt sind. Die Anlage ist von den Oerlikoner Werken er-
richtet und benutzt einphasigen Wechselstrom.
1) E. Blattner, Das Elektricitätswerk „La Goule“. El. Zschr. 1895,
S.473. Vgl. auch 1896, 5. 582.
Kapp, Elektr. Kraftübertragung. 3. Aufl. >21