Potential. 33
Körpers, der bis zu einer gewissen Höhe über ein gegebenes Niveau
gehoben ist, gleich der mechanischen Energie ist, die wir verbrauchten,
um das Gewicht Eins auf dieselbe Höhe zu heben. Multipliciren
wir das so definirte Potential mit dem Gewicht des Körpers, so
erbalten wir die gesammte potentielle Energie, welche er aus-
üben kann.
Aehnliche Schlussfolgerungen kann man bei der Elektrieität an-
stellen. Es ist hinreichend bekannt, dass zwei Körper, die mit
gleichnamiger Elektrieität geladen sind, einander abstossen, und wenn
einer der beiden Körper fest ist, muss bei Annäherung des andern
mechanische Energie für die Bewegung des letztern aufgewandt
werden. Diese Energie kann man wieder gewinnen (vorausgesetzt,
dass durch Zerstreuung der Elektrieität in die umgebende Luft kein
Verlust entsteht), sobald sich der bewegliche Körper von dem ruhen-
den Körper fortbewegt und dabei nützliche Arbeit leistet. Um die
Sache zu erläutern, nehmen wir an, dass der ruhende Körper eine
sehr grosse metallische Kugel bildet, die mit einer gewissen Menge
positiver Elektrieität geladen ist, der bewegliche Körper dagegen
ein kleines vergoldetes Hollundermarkkügelchen, das mit der Einheit
der positiven Elektrieität geladen ist. Wir führen deshalb zwei
Körper von sehr verschiedener Grösse ein, damit die Ladung des
grössern Körpers nicht merkbar durch die Verschiebung des kleinen
Körpers beeinflusst wird. Wenn wir das Hollundermarkkügelchen
unendlich weit entfernen, so dass es sich vollständig ausserhalb des
Wirkungskreises des grössern Körpers befindet, so entspricht seine
Lage der des Einheitsgewichts auf dem gegebenen Niveau. Nähern
wir nun das Hollundermarkkügelchen der grossen Kugel, so müssen
wir mechanische Arbeit leisten, und nach Lord Kelvin’s De-
finition wird das elektrische Potential der Kugel durch die Grösse
der aufgewendeten mechanischen Arbeit gemessen. Gehen wir
statt aus unendlicher Entfernung von einer andern Kugel aus, die
ein von der ersten verschiedenes Potential hat, so würde die für
die Uebertragung des Hollundermarkkügelchens aufgewandte Arbeit
ein Maass für den Unterschied des Potentials der beiden Kugeln
sein. Es leuchtet von selbst ein, dass die mechanische Energie in
demselben Verhältnisse wächst, wenn wir statt eines Kügelchens zwei,
drei oder mehr fortbewegen, oder wenn die Ladung desselben statt
einer Einheit der Elektricität zwei, drei und mehr Einheiten beträgt.
Hieraus folgt, dass die mechanische Arbeit, welche erforderlich ist,
Kapp, Elektr. Kraftübertragung. 3. Aufl. 3