Gramme’scher Ringanker. 67
die Kraftlinien den Ankerkern an dem innern Umfange verlassen,
und der Raum in der Mitte des Ringes bleibt daher fast frei von
ihnen. Weil jedoch parallele.Kraftlinien eine abstossende Wirkung
auf einander ausüben, so können in dem Fall, wo der Kern dünn
und die Dichte der Kraftlinien gross ist, einige in dem Hohlraume
des Cylinders verlaufen. Bei gut konstruirten Maschinen ist die
Zahl derer, welche durch die Mitte gehen, aber so klein, dass man
sie vernachlässigen kann.
Die Thatsache, dass das Innere des Cylinders von Kraftlinien
frei bleibt oder, wie wir auch sagen können, durch den Eisenkern
vor dem Einfluss der Magnetpole geschützt wird, ist von grosser
Wichtigkeit, weil in Folge dessen auf die innern Drähte der Wick-
lung keine indueirende Wirkung ausgeübt wird. Wenn dies der
Fall wäre, so würden in diesen Drähten elektromotorische Kräfte
hervorgerufen, welche die Leistung der Maschine schwächen würden,
da sie den in den äussern Drähten entstehenden elektromotorischen
Kräften entgegengesetzt sind. Auf Grund der ausführlichen Aus-
einandersetzungen über die ideale Gleichstrommaschine (Fig. 14)
lässt sich die Richtung der elektromotorischen Kraft, welche in den
äussern Drähten des Gramme’schen Ringes (Fig. 20) entsteht,
leicht angeben. Wenn er sich wie der Zeiger einer Uhr dreht,
wird die elektromotorische Kraft in allen Drähten, welche rechts
von der vertikalen Mittellinie liegen, nach dem Beschauer hin ge-
richtet, in den Drähten auf der andern Seite vom Beschauer weg
gerichtet sein. Die beiden Ströme, welche hierdurch entstehen, sind
durch Pfeile angedeutet. In den Drähten 1 und 7 entsteht keine
elektromotorische Kraft, so lange sie sich parallel zu der Richtung
der Kraftlinien bewegen, während die elektromotorische Kraft in 4
und 10, welche die Kraftlinien rechtwinklig schneiden, ein Maximum
ist. Weil die Wicklung des Ankers aus einem Stück besteht, ad-
diren sich die elektromorischen Kräfte in den Drähten 2, 3, 4, 5
und 6, ebenso die in 12, 11, 10, 9 und 8, und beide Stromkreise
sind fortwährend parallel geschaltet. Der Strom tritt bei der Bürste B,
(der negativen) in „gen Anker, theilt sich dann in die beiden er-
wähnten Zweige, vereinigt sich wieder bei der Bürste B, (der posi-
tiven), verlässt hier den Anker und geht wieder in den äussern Kreis.
Man sieht aus der Figur, dass jede Bürste, wenn sie zwei auf einander
folgende Segmente des Kommutators berührt, eine metallische Ver-
bindung zwischen dem Anfang und Ende der betreffenden Spule
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