78 Drittes Kapitel.
Verhältnis stehen, so folgt, dass sich die Drehungsmomente wie die
vierten Potenzen der linearen Dimensionen verhalten. Wenn also
der grössere Motor die doppelten linearen Dimensionen des kleinern
hat, so ist das Drehungsmoment sechzehnmal so gross.
Man sieht aus Formel (7), dass das Drehungsmoment eines
Motors nur von der Feld- und Stromstärke abhängt, aber nicht von
der Geschwindigkeit. Dies lässt sich experimentell in folgender Weise
zeigen. Zwei Hauptstromdynamomaschinen sind durch ein Paar
Drähte verbunden: die eine wirkt als Generator, die andere, die als
Motor dient, wird mit einem Prony’schen Zaum versehen, mit dem
die erzeugte Energie gemessen werden kann. Welche Geschwindig-
keit der Motor auch immer haben mag, der Zaum zeigt das Drehungs-
moment an der Achse des Motors an, wenn sein Hebel frei schwebt.
Dasselbe ist gleich dem Produkt aus der Länge des Hebelarms und
dem angehängten Gewicht. Wenn nun die Geschwindigkeit des
Generators und mit ihr die elektromotorische Kraft geändert wird,
so erfährt auch die Geschwindigkeit des Motors eine dement-
sprechende Veränderung, aber der Strom und die Belastung am Zaum
bleiben konstant. In „Lumitre &leetrique“ vom 3. Oktober 1885,
wo Marcel Deprez diesen Gegenstand behandelt, heisst es: „Wenn
ein Strom durch einen Motor geht, welcher einen Pacinotti’schen.
Anker besitzt, so ist dessen Drehungsmoment von dem Zustand der
Bewegung oder Ruhe unabhängig, und bei der Bewegung ist er un-
abhängig von der Geschwindigkeit, vorausgesetzt, dass die Strom-
stärke konstant gehalten wird. Umgekehrt, wenn das statische Mo-
ment, welches der Bewegung des Ankers zu widerstehen sucht, kon-
stant gehalten wird, so bleibt der Strom von selbst konstant, welche
Mittel man auch anwendet, um ihn zu ändern. Der Versuch muss
in folgender Weise angestellt werden: Man befestigt auf der Drehungs-
achse des Motors ein sich selbst regulirendes Dynamometer, dessen
Belastung konstant bleibt, welche Aenderung auch immer die Reibung
des Zaums oder die Geschwindigkeit des Motors erfährt; es bleibt
mithin der tangentiale Widerstand, welcher der Drehung entgegen-
wirkt, stets konstant. Man speist den Motor mit dem Stroin einer
Elektricitätsquelle (einer Batterie oder einer Dynamomaschine) und
beobachtet die Stromstärke und die elektromotorische Kraft. Wenn
letztere allmählich von Null an zunimmt, so bemerken wir, dass die
Stromstärke in demselben Verhältnis wächst, so lange der Motor
stillsteht, aber sobald sie einen gewissen Werth erreicht hat und der