100 Nachweis des Extrastroms. Kap. VIII.
zeichneten Stelle unterbrochen, so fühlt man einen Schlag, herrührend
von dem bei der Oeffnung in der Rolle entstehenden Induktionsstrom,
der sich, da sonst keine Leitung vorhanden ist, durch den Körper er-
giesst. Man nennt diesen Strom den Extrastrom oder Extrakurrent.
Ein solcher entsteht auch bei der Schliessung des Stromes, ist aber
hier nicht leicht nachzuweisen. Die folgende, zuerst von Edlund be-
nutzte Anordnung liefert diesen Nachweis: Der Strom der Kette a
teilt sich bei b und ce in zwei Zweige, welche in entgegengesetzter
Richtung um eine Magnetnadel herumgeführt sind. In
den einen Zweig cemtgb ist die Spirale S eingeschaltet,
der andere Zweig cfpihb enthält einen Widerstand,
welcher dem von S gleich, aber ziekzackförmig ausge-
spannt ist. Es gehen also um die Magnetnadel zwei
gleich starke, aber entgegengesetzt gerichtete Ströme,
wie die ungefiederten Pfeile zeigen, und es kann daher
keine Ablenkung der Nadel erfolgen. Schliesst man
nun den Strom, indem man den einen Pol der Kette,
q, in ein bei b angebrachtes Quecksilbernäpfchen taucht,
so wird die Nadel abgelenkt im Sinne des Zweiges
cfpihb, kehrt aber bald wieder auf den Nullpunkt zu-
rück. Denn der im Zweige cStgb entstehende Strom
wird anfänglich durch den in der Spirale S entstehen-
den Extrastrom, welcher ja die entgegengesetzte
Richtung hat als der Hauptstrom, geschwächt und so muss
zeitweise der Strom im Zweige cfpihb das Uebergewicht
haben.*) Oeffnet man aber die Kette, so hört der Haupt-
strom ganz auf, in der Spirale S entsteht ein Extrastrom, welcher
dem Hauptstrom gleichgerichtet ist, und dieser ergiesst sich durch
beide Zweige in gleicher Richtung, wie die gefiederten Pfeile zeigen.
Man erhält daher eine Ablenkung der Nadel in entgegengesetzter
Richtung als bei der Schliessung.
*) In dem ziekzackförmig ausgespannten Draht kann kein Induktionsstrom zu
Stande kommen, weil die Wirkungen der einzelnen Biegungen, da die Ströme in
ihnen abwechselnd entgegengesetzt gerichtet sind, sich gegenseitig aufheben. Wenn
man grössere Widerstände braucht und es darauf ankommt, dass sich keine In-
duktionswirkungen einmischen, kann man sich dieses Kunstgriffs bedienen. Oder
man benutzt Rollen, auf denen zwei Drähte nebeneinander zusammen aufgewickelt
sind, so dass der Strom erst durch den einen Draht und dann in entgegengesetzter
Richtung durch den andern gehen muss; da hier gleichfalls zwei gleiche und ent-
gegengesetzt gerichtete Ströme neben einander verlaufen, kann keine Induktions-
wirkung auftreten.