122 Ablenkung durch die Drahtmassen. Kap. IX.
Kraft T. sin 9. Das System wird daher im Sinne dieser letzteren
Kraft gedreht. Gelangt nun das System in eine Lage, wo die Halbirungs-
linie des Winkels & auf dem Meridian senkrecht steht, so sind die beiden
in entgegengesetzter Richtung auf dasselbe wirkenden Kräfte beziehlich
—T. sin R— 5) und T.sin (R+ 5)
und da diese beiden Werte einander gleich sind, so steht das System
in stabilem Gleichgewicht. Da nun aber der Winkel & unmerkbar
klein ist, so stehen scheinbar beide Nadeln senkrecht auf den Meridian.
Ist die Stärke der Nadeln aber nicht absolut gleich, so werden sie
sich natürlich unter irgend einem anderen Winkel zum Meridian ein-
stellen, wo die auf dieselben vom Erdmagnetismus ausgeübten Kräfte
sich das Gleichgewicht halten.
$ 59. Dieser Umstand würde nun dem Gebrauch astatischer
Nadelpaare keinen Eintrag tun. Man brauchte ja nur die freiwillige
Ablenkung des Systems zu bestimmen, dann dem Multiplikator eine
solche Stellung zu geben, dass seine Windungen denselben Winkel
mit dem Meridian machen und das Nadelpaar in den Multiplikator
einzuhängen. Versucht man dies aber, so findet man, dass die Nadeln
innerhalb des Multiplikators nicht mehr dieselbe Lage einnehmen, als
ausserhalb desselben. Im Gegenteil zeigt sich, wenn die Multiplikator-
windungen genau denselben Winkel mit dem Meridian machen, als
die freiwillige Ablenkung beträgt, dass dann die Nadeln sich in dieser
Richtung, wo sie parallel den Windungen sind, und die obere Nadel
über dem Nullpunkt der am Multiplikator angebrachten Teilung
schwebt, nicht einstellen lassen, sondern dass jederseits vom Null-
punkt eine stabile Gleichgewichtslage existirt, welcher die Nadeln
sogleich zueilen und auf welcher sie sich immer wieder einstellen,
wenn sie auch aus derselben entfernt werden. Diese stabilen Gleich-
gewichtslagen entsprechen mehr oder weniger genau den Diagonalen
des rechteckigen Multiplikatorgewindes.
Die Ursache dieser Erscheinung, welche man die Ablenkung
durch die Drahtmassen nennt, ist zu suchen in den magnetischen
Wirkungen des Kupferdrahtes, aus welchem der Multiplikator ge-
wunden ist. Fast alles Kupfer enthält ein wenig Eisen, und so feine
Drähte, als man zu Multiplikatoren braucht, sind aus chemisch reinem
Kupfer sehr schwer zu beschaffen.*) Wenn nun die Nadeln in den
*) Auch die Seide, mit welcher der Draht der Isolirung wegen besponnen Is
enthält zuweilen etwas Eisen; besonders die grüne Seide soll öfter solches enthalten.