Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

    
  
  
  
   
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
338 Einwirk.d. Elektrizitäta. d. Organe d. Brust-u. Bauchhöhle. Kap. XVII. 
Il zu verwerten, am meisten scheint die Ansicht Eulenburg’s für sich 
| zu haben, dass man es mit wirklichen, übrigens vom grössten Teil 
der Körperoberfläche her auszulösenden Reflexzuckungen zu tun habe, 
als deren Zentralstätten die Medulla oblongata und spinalis zu be- 
trachten sind. 
$ 140. In Betreff der Einwirkung der Elektrizität auf 
die innerhalb des Brust- oder Bauchraumes eingeschlosse- 
nen Organe ist schliesslich Folgendes zu bemerken: Zunächst unter- 
liegt es, wie speziell v. Ziemssen? bewiesen hat, keinem Zweifel, 
dass bei zweckentsprechender Applikation der Elektroden und genügen- 
der Stromstärke Stromschleifen auch zu den in der Tiefe liegenden 
Organen gelangen können. Therapeutisch hat man jedenfalls sowohl 
die Faradisation, wie die Galvanisation z. B. des Magens, der Gallen- 
blase, der Milz von aussen her durch äussere Applikation erstrebt 
und auch Erfolge gesehen (Neftel, Fürstner, Leube, Kerhardt, 
| Chvostek [vgl. später)): was dabei auf wirkliche Erregung der 
| organischen Muskelfasern der genannten Organe zu beziehen, was 
| hiervon als auf reflektorischem Wege zu Stande gekommen zu betrach- 
ten sei, das zu entscheiden ist, wie es scheint, dem direkt am Tier 
anzustellenden Experiment noch vorbehalten. 
Dagegen unterliegt es keinem Zweifel, dass man die mit quer- 
oder längsgestreiften Muskelfasern versehenen Wandungen der Hohl- 
organe, denen man überhaupt direkt beikommen kann, auch dureh 
direkte Faradisation oder Galvanisation zu beeinflussen vermag. Man 
kann zunächst die Oesophagusmuskulatur durch eine sondenförmige 
Elektrode zur Verkürzung bringen, man kann auch diese Elektrode in 
den mit Wasser gefüllten Magen einbringen, wie dies v. Ziemssen 
und Caragiosiadis!‘® an Tieren taten. Die Magenmuskulatur kann 
so zur Kontraktion gebracht werden, kräftiger, wenn die zweite Elek- 
trode auf die Magenwand direkt aufgesetzt wird, als wenn sie sonst 
irgendwo an der Körperoberfläche steht. Es fand sich ausserdem eine 
grössere Reaktionsfähigkeit der Pylorusgegend als des Fundus. Es 
bedurfte aber bedeutender Stromstärken, um auch nur mässige Zu- 
sammenziehungen der Muskulatur zu bewirken; an Wirksamkeit steht 
der galvanische dem faradischen Strom voran (speziell wenn die Anode 
an der Aussenwand des Magens ruht). Die durch den faradischen 
Strom bewirkten an sich schwächeren Kontraktionen verschwinden 
weniger schnell als die ringförmigen Einschnürungen, die nach dem 
Schluss der galvanischen Kette entstehen, um nach stattgefundener
	        
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