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$ 148, 149. Kataphorische Wirkungen des konstanten Stromes.
nicht wenigen Autoren angegeben wird, so könnte man vielleicht auch an
jene Fähigkeit des Stromes denken, durch Verringerung des um den
Hirnherd liegenden und die noch gesunden Gewebe belastenden serösen
Oedems eine schnellere Restitution der wieder frei gewordenen und aufs
Neue in Tätigkeit tretenden Nervensubstanz zu schaffen. Unsere
Versuche, eine derartige Wirkung durch eine quantitative Bestimmung
des Wassergehalts der Hemisphären nach querer Durchleitung eines
galvanischen Stromes durch den Schädel von Leichen nachzuweisen,
fielen indessen negativ aus. Ebenso unsicher wie auf diesem Gebiete
und noch mehr einander widersprechend sind die Versuchsergebnisse
derjenigen Autoren, welche unter Benutzung dieser „kataphorischen
Wirkungen“ des konstanten Stroms es versucht haben, Medikamente
in den Organismus einzuführen, die in der Tiefe lokal auf er-
krankte Organe einwirken sollten. — Beer!® und Wilhelm!” wollen
durch die Verbindung eines eigens dazu, hergerichteten negativen Pols
mit einer Jodkaliumlösung bei Ansatz der positiven Elektrode an einer
der negativen Elektrode gegenüberliegenden Stelle Jod durch die Ge-
webe nach dem positiven Pole hin fortgeleitet und so Strumen, Drüsen-
schwellungen, Gelenkaffektionen direkt beeinflusst und gebessert haben.
Dagegen dringt nun nach Brückner’s!?! Versuchen das Jod nie tiefer
in die Gewebe vor, als bis in die Outis hinein — im Urin Jod nach-
zuweisen, sei noch nie gelungen. — Spillmann!?? schliesst sich wieder
mehr . den erstgenannten Autoren an, ebenso v. Bruns!”, welcher
nach seinen Untersuchungen die Möglichkeit hinstellt, durch den kon-
stanten Strom Jodkalium in die Tiefe sowohl todter als lebender
tierischer Gewebe hinein und durch sie hindurch zu treiben.
Eine gewichtige Autorität, H. Munk '!%*, spricht sich entschieden
dafür aus, dass es gelänge, differente Substanzen auf diesem Wege
durch die unversehrte Haut einzuführen, wie er es mit Chinin an sich
selbst, mit Strychnin an Kaninchen nachgewiesen hat. Da aber die
Geschwindigkeit der Flüssigkeitsfortschaffung regelmässig mit der Zeit
abnimmt, rät er, die differente Substanz nicht wie bisher meist ge-
schehen, als Anode einzufügen und die Stromrichtung konstant zu er-
halten, sondern im Gegenteil die Substanz an beiden Elektroden anzu-
bringen und die Stromrichtung von Zeit zu Zeit zu wechseln.
$ 149. Die dritte physiologische Wirkung des konstanten
Stroms ist zum Teil schon in den vorhergehenden Abschnitten be-
sprochen worden: es sind die Wirkungen auf die Lichtung der
Gefässe, welche entweder durch die direkte Einwirkung des Stroms