Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
360 
Der konstante Strom b. Gehirn- u. Rückenmarkskrankheiten. 
    
Kap. XX. 
Gegenteil scheint es geboten, diese Erscheinungen als meist sehr un- 
liebsame Nebenerfolge sogenannter zentraler Behandlung durch vor- 
sichtige Wahl der Stromstärke und zweckentsprechende Vorrichtungen 
beim Beginn und Schluss therapeutischer Massnahmen eher zu ver- 
meiden. In welcher Weise hierbei die katalytischen Wirkungen des 
Stromes in Wirksamkeit treten, ob die elektrolytischen oder die ka- 
taphorischen Eigenschaften dabei überhaupt eine Rolle spielen, oder 
ob die direkten oder indirekten Wirkungen auf die Blutgefässe hierbei 
das Wesentliche sind, ist exakt in keiner Weise bisher nachgewiesen; 
das Bestreben, die beobachteten Erscheinungen zu erklären, hat nicht 
wenige Therapeuten verführt, Hypothetisches für sicher Erwiesenes 
auszugeben. Wir kommen bei der Besprechung der speciellen Thera- 
pie der Hirnkrankheiten auf diese Fragen noch einmal zurück. 
Was die Galvanisation des Rückenmarks behufs Erzielung thera- 
peutischer Resultate betrifft, so werden hier zunächst wieder alle jene 
Ideen über die katalytischen Wirkungen des Stromes auf krankhaft 
veränderte Teile zur Erklärung der in der Tat häufig zu beobachten- 
den Erfolge reproduzirt. Tatsächlich steht fest, oder wird vielmehr 
auf Grund experimenteller Ergebnisse von einzelnen Autoren behauptet, 
dass sogenannte absteigende Rückenmarksströme die Erregbarkeit des 
Rückenmarks herabsetzen, aufsteigende sie umgekehrt erhöhen 3°*. In 
demselben Grade soll auch die Reflexerregbarkeit vermindert oder ge- 
steigert werden, wie z. B. Onimus'®? und Uspensky'! bei Fröschen 
und Meerschweinchen beobachtet haben. Andere wieder, so z. B. 
Ranke'5, fanden, dass unabhängig von der Stromrichtung der 
Stychnintetanus der Frösche durch Galvanisirung des Rückenmarks 
vermindert wird. Dazu kommt, dass neuere Untersuchungen von 
Löwenfeld, wie schon oben S. 331 auseinandergesetzt ist, ergeben 
haben, wie man durch Applikation der Pole an den Cervikalteil des 
Rückenmarkes einen Einfluss auf die im verlängerten und obersten 
Halsmark gelegenen vasomotorischen Zentren und damit auf die Ge- 
sammtblutverteilung im Rückenmark auszuüben vermag. 
Auf die katalytischen Wirkungen endlich werden alle jene Er- 
folge bezogen, deren sich in nicht wenigen Fällen der konstante Strom 
bei der Behandlung von Drüsentumoren, Strumen, sogenannten rheu- 
matischen Erkrankungen von Muskeln und Gelenken, von traumatischen 
und arthritischen Gelenkentzündungen zu erfreuen hat. Neben der 
schmerzstillenden Wirkung des positiven Poles sind es ferner bei den 
auf Neuritis zurückzuführenden neuralgischen Zuständen in einzelnen 
Nervengebieten wieder jene katalytischen Wirkungen, die etwaige ent- 
  
	        
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