Full text: Elektrizitätslehre für Mediziner und Elektrotherapie

  
$ 151, 152. Allgemeine Galvanisation. 365 
sogenannten reflektorischen Ursprungs des Leidens vorliegt, finden sich 
Stellen, von denen aus sich durch Druck oder sonstige Prozeduren die 
Krankheitserscheinungen beeinflussen oder gar temporär zum Schwinden 
bringen lassen, so werden wir die Wirkungen des Stromes auf diese 
Stellen hingelangen lassen, um auf diese Weise das Uebel zu bekämpfen. 
Aus Allem dem geht also soviel hervor, dass Einseitigkeit im 
Denken und Handeln dem Elektrotherapeuten nicht weniger schadet, 
wie dem Arzte überhaupt, und nicht weniger klar ergibt sich die 
Müssigkeit des Streites darüber, ob die faradische oder galvanische 
Behandlungsmethode den Vorzug verdient. Bei vielen Fällen wird 
es sofort nach dem, was über die physiologischen Wirkungen beider 
Stromesarten bekannt ist, klar, dass, wenn überhaupt von elektrischen 
Massnahmen Besserung zu erwarten ist, nur durch den einen. oder 
nur durch den andern Strom dieselbe herbeigeführt werden kann: 
aber in ebenso vielen Fällen ist es entweder schwer, mit absoluter 
Bestimmtheit der einen oder der anderen Behandlungsmethode den 
ersten Preis zuzuerkennen, oder es liegt vielmehr auf der Hand, dass 
nur beide gemeinsam angewendet zu einem erspriesslichen 
Resultat führen können. 
$ 152. Es sei uns gestattet, an dieser Stelle noch einiger Be- 
handlungsmethoden Erwähnung zu thun, welche, zwar schon lange 
bekannt, doch erst in neuerer Zeit wieder hervorgehoben und empfohlen 
werden. Schon oben (S. 351), als von der allgemeinen Fara- 
disation die Rede war, erwähnten wir, dass dieselben Autoren 
(Beard und Rockwell), welche diese Behandlungsmethode zuerst 
beschrieben, auch die „allgemeine Galvanisation“ für die Be- 
handlung mannigfacher nervöser Zustände anempfahlen. Die Fuss- 
platte wird auch hier von dem negativen Pol (Kathode) gebildet und ' 
mit der Anode werden dieselben Manupulationen vorgenommen, wie 
bei der allgemeinen Faradisation. Stein!®® schiebt die Anode in 
Form einer mit porösem Waschleder überzogenen befeuchteten Nacken- 
platte zwischen den Halskragen und die ersten Brustwirbel des Kran- 
ken ein, so dass sie auf dem oberen Teile der Wirbelsäule in einer 
Länge von 15 ÖOtm. und einer Breite von 4-5 Ctm. fest aufliegt. 
Die ersten 5 Minuten bleibt diese Elektrode an Ort und Stelle; so- 
dann wird mit der Rollenelektrode als Anode der ganze Rücken, 
rechts und links von den Dornfortsätzen von oben nach unten be- 
fahren. Bei ausgesprochener Spinalirritation hat Stein günstige Er- 
folge konstatiren können. 
  
  
  
 
	        
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