Kapitel V.
Von der Elektrolyse, der galvanischen Polarisation
und den konstanten Ketten.
$ 21. Lässt man die Leitungsdrähte des Schliessungsbogens in
Platinbleche enden und taucht diese in ein Glas mit Wasser, so geht
der Strom durch das Wasser, da dieses ein Leiter ist. Man sieht
dann an den Platinblechen Gasblasen aufsteigen, welche man in um-
gestülpten mit Wasser gefüllten Glocken auffangen kann. Ihre Unter-
suchung lehrt, dass am positiven Pol Sauerstoff, am negativen Pol
Wasserstoff entwickelt wird, und beide in dem Verhältniss, in
welchem sie im Wasser enthalten sind, nämlich zwei Volume Wasser-
stoff auf ein Volum Sauerstoff.
Während also der elektrische Strom durch das Wasser hindurch-
geht, zerlegt er dasselbe in seine Bestandteile und diese treten im
freien Zustande da auf, wo der Strom in das Wasser ein- oder aus
demselben austritt.
Wie das Wasser verhalten sich auch andere zusammengesetzte
Flüssigkeiten, welche den Strom leiten, wie Lösungen von Salzen und
dergleichen. Leitet man den Strom durch eine Salzlösung, so scheidet
sich das Metall am negativen, die Säure am positiven Pol aus. Ersteres
lagert sich am negativen Pol ab, während der positive Pol, wenn er
durch Säure angreifbar ist, aufgelöst wird. Leitet man den Strom
durch Jodkalium, so wird Jod am positiven Pole ausgeschieden. Hat
man das Jodkalium mit Stärkekleister versetzt, so entsteht am posi-
tiven Pole ein intensiv blauer Fleck, was man zur Erkennung elek-
trischer Ströme und ihrer Richtung benutzen kann.*)
*) Zu diesem Zweck tränkt man Fliesspapierstreifen mit dünnem Stärkekleister,
welchem man etwas Jodkalium zugesetzt hat, und trocknet sie. Zum Gebrauch
befeuchtet man einen solchen Streifen, legt ihn auf eine Glasplatte und setzt die
Drähte, welche den Strom zuleiten, nahe nebeneinander auf das Papier.