112 Sechstes Kapitel. Graphische Bestimmung des Spannungsabfalles.
nachdem Selbstinduktion oder Kapazität überwiegt, i hinter oder
vor e zu liegen kommt. In der Figur sind die Verhältnisse so
gewählt, dafs der Strom voreilt.
Wir haben bisher angenommen, dals die Kapazität zu den
übrigen Teilen des Apparates im Nebenschluls liegt. Das ist auch
in der Regel der Fall; es kann jedoch auch vorkommen, dafs der
Stromkreis durch den Kondensator unterbrochen wird, letzterer
also in Serienschaltung mit den übrigen Teilen des Apparates
angeordnet ist. Eine solche Anordnung entsteht zum Beispiel bei
der Anwendung eines Flüssigkeitswiderstandes zur Prüfung von
Transformatoren. Ein Fals mit salzigem oder schwefelsaurem
Wasser und Bleiplatten als Elektroden oder ein eiserner Trog mit
alkalischer Lösung und Eisenplatten als Elektroden sind sehr be-
queme Mittel, um elektrische Energie aufzubrauchen, und werden
deshalb bei Belastungsproben von Transformatoren vielfach anstatt
fester Widerstände verwendet. Nun bildet bekanntlich eine in eine
Flüssigkeit getauchte Metallplatte einen Kondensator von ganz
enormer Kapazität und wir haben somit neben dem ohmischen
Widerstand der Flüssigkeit selbst die an beiden Elektroden auf-
tretende Kapazität mit in Betracht zu ziehen. Es sei in Fig. 64
Oi der durch den Flüssigkeitswiderstand fliefsende Strom und Oe,
jene Komponente der EMK, welche einzig und allein zur Über-
windung des ohmischen Widerstandes nötig ist. Die zur Ladung
des Kondensators nötige EMK ist in absolutem Malse ,—i:K 2
und eilt dem Strom um 90° nach. Es ist somit Oe die gesamte
EMK, welche der Transformator den Elektroden zuführen muls.
Es ist offenbar, dafs auch in diesem Falle der Strom der EMK um
den Winkel p voreilt, und mithin der Leistungsfaktor des Flüssig-
keitswiderstandes kleiner als 1 ist.