682 Kapitel XXV.
Gleichstromanker, brachte ihn in ein Wechselfeld und stellte die
Bürsten, nachdem er sie kurz geschlossen, in eine schräge Lage zur
Richtung des Feldes. Die Wirkung dieser Anordnung war, dass
der Anker sich drehte und ein bedeutendes Drehmoment ausübte.
Die Leiter des Ankers wirkten gerade wie ein schräg gestellter Ring,
nur mit dem Unterschiede, dass die schräge Richtung durch die
Bürsten und den Commutator fortwährend aufrecht erhalten wurde,
trotzdem sich der Anker drehte; dadurch wurde die Drehung gleich-
mässig erhalten.
Ein geschlossener Läufer von der Trillerkäfigform, wie Fig. 464,
hat, wenn er einmal in einem zweipoligen Wechselfeld in Be-
wegung gesetzt ist, das Bestreben, seine Drehung zu beschleunigen,
bis Synchronismus erreicht ist; d.h. wenn keine Reibung vorhanden
wäre, würde er genau eine halbe Umdrehung während jeder Um-
wendung des primären Stromes machen. Wird aber bei der Drehung
irgendwie Arbeit geleistet, so wird die Geschwindigkeit abnehmen,
da der Schlipf (wie bei den mehrphasigen Motoren) proportional dem
Drehungsmoment ist. Die einzige Schwierigkeit ist dann nur, die
Bewegung einzuleiten.
Einphasige Motoren können also nach ganz ähnlichen Grund-
sätzen gebaut werden, wie die schon beschriebenen mehrphasigen.
Der Läufer kann bei kleinen Maschinen die Form Fig. 464 haben,
bei grösseren Maschinen muss er besonders gewickelt und mit einer
Einrichtung versehen werden, durch welche ein Anlasswiderstand
eingeschaltet werden kann. Der Ständer muss noch mit einer Hilfs-
wickelung versehen sein, die zum Anlassen gebraucht und dann
entweder ausgeschaltet oder in den Hauptkreis eingeschaltet wird.
Theilung des Stromes unter Phasenverschiebung.
Ferraris erreichte die Drehung seines Motors, indem er das
eine Paar Spulen in den Stromkreis eines gewöhnlichen Wechsel-
stromes brachte, während das andere Paar, mit einem Inductions-
widerstand zum Verzögern des Stromes versehen, als Nebenschluss
zum Wechselstromkreis geschaltet war. Borel erzielte eine ähnliche
Wirkung dadurch, dass er das eine Spulenpaar mit Eisenkernen
versah.
Der gewöhnliche Weg, auf dem einphasige Motoren in Gang
gesetzt werden, ist, dem Wechselfeld in schräger Richtung ein
zweites Feld von anderer Phase zuzufügen. Dies wird in der Regel
durch Hilfsspulen ausgeführt, die auf dem Ständer sitzen und durch