Leitungsnetz. Die Kontakt-Leitung besteht aus hart-
gezogenem Kupferdraht von 8,3 mm Durchmesser und ist in
einer Höhe von 6,5 m teils an Spanndrähten zwischen
Rosetten oder Stahlrohrmasten, teils an Masten mit Arm-
auslegern aufgehängt. Die Stromzuführung zur Kontakt-Leitung
geschieht durch zwei unterirdisch verlegte Speisekabel, von
denen das eine in der Nähe des Frauenthores, das andere
an der Abzweigung der Neu-Ulmer Linie, am Marktplatz,
angeschlossen ist.
Betriebsmittel und Betrieb. Die Wagen folgen
sich in Abständen von 8 Minuten; der Betrieb dauert im
Sommer von morgens 6!/s bis abends 10!/. Uhr, im Winter
von 7: bis 9" Uhr; im Bedarfsfalle, z. B., an Theater-
Abenden, fahren zwei Wagen länger.
Wegen der engen Strassen und vielen Kurven darf
die Geschwindigkeit nach Vorschrift der Behörde im Innern
der Altstadt 10,3 km pro Stunde, auf der breiteren Olga-
strasse ı2 km pro Stunde nicht überschreiten, nur in der
Ludwigsstrasse in Neu-Ulm sind 20 km pro Stunde gestattet.
Die Motorwagen enthalten 16 Sitz- und ı2 Stehplätze und
sind mit je zwei ı5-pferdigen Motoren, Type ABs2, aus-
gerüstet. Zum Betrieb sind im allgemeinen sechs Wagen
genügend. Auf beiden Linien ist der ı0-Pfg.-Tarif mit der
Berechtigung zu einmaligem Umsteigen eingeführt.
Kraftstation. In der für Licht- und Bahnbetrieb
gemeinschaftlichen Zentrale, Fig. 198, welche sich ebenso wie
das Wagendepöt und die Reparaturwerkstätte in der unteren
Olgastrasse befindet, ist für den Betrieb der Bahn eine
liegende Compound-Dampfmaschine mit Kondensation auf-
gestellt. Dieselbe leistet bei einer Admissionsspannung von
8 Atm. und ı50 Touren pro Minute 120— 160 PS und treibt
mittels Riemen zwei hintereinandergeschaltete Dynamos,
Type AF 53, welche bei 600 Touren pro Minute je 53 Kilowatt
bei 300 Volt abgeben.
Für die Beleuchtungsanlage (Dreileiter mit blankem
Mittelleiter) ist eine der obigen gleiche Dampfmaschine
installiert, welche zwei Dynamos, Type AF 33, antreibt, die bei
540 Touren und je 260 Volt Spannung zusammen 106 Kilowatt
abgeben. Durch zwei Akkumulatoren-Batterien (System Pollak)
von je 136 Zellen, mit einer Kapazität von je 909 Amperestunden,
bei je 303 Ampere maximaler Entladung, wird die Spannung
der Maschinen in zweimal 130 Volt geteilt. Ausser diesen
Lichtbatterien wird gegenwärtig eine Pufferbatterie für den
Bahnbetrieb, aus 260 Zellen bestehend, aufgestellt. Das
unterirdisch verlegte Netz hat eine Ausdehnung von 8,5 km
einfacher Länge und ist für 4000 gleichzeitig brennende
Lampen berechnet. Neun Speiseleitungen von total 8,15 km
Länge liefern den Strom an die Verteilungsleitungen.