Elektrische Strassenbahn und Beleuchtungsanlage
in Czernowitz.
zernowitz, die Hauptstadt der Bukowina, des östlichsten
Teils der österreichisch-ungarischen Monarchie, zählt
nahezu 60,000 Einwohner, die teils die Stadt selbst, teils die
in einem Radius von ca. 5 km gelegenen verschiedenen Vororte
bewohnen.
Seit Erbauung der Staatsbahnlinie Lemberg-Czernowitz-
Jassy bestand das Bedürfnis, die auf einer Anhöhe liegende
Stadt mit dem tiefer gelegenen Staatsbahnhofe bequemer
als mit gewöhnlichen Fuhrwerken zu verbinden. Verschiedene
Projekte für eine Dampftramway zwischen dem Bahnhofe und
der Stadt gelangten wegen der ungewöhnlichen Steigungs-
verhältnisse nicht zur Ausführung.
Erst im Jahre 1893 beschloss der Czernowitzer Ge-
meinderat, von mehreren Firmen Projekte für die Erbauung
einer elektrischen Strassenbahn in Verbindung mit einer
elektrischen Beleuchtungsanlage für die Stadt einzufordern.
Nach sorgfältiger Prüfung dieser Projekte wurde die Aus-
führung des Elektrizitätswerkes und der Strassenbahn der
Elektrizitäts - Aktiengesellschaft vormals Schuckert & Co. in
Nürnberg übertragen.
Die Strassenbahn besteht z. Zt. aus einer 6,6 km langen
Strecke, welche, in der Nähe des Pruth-Flusses beginnend,
am Bahnhof vorüber durch die ganze Stadt bis zum Volks-
garten führt, und aus zwei kurzen Abzweigungen zum Bahnhof
und zum Depöt von 0,12 bezw. 0,25 km Länge, s. Fig. 228.
Die Steigungsverhältnisse der Strecke sind ausser-
ordentlich ungünstig. In der Richtung nach dem Volksgarten
ist eine steile Rampe von 1,24 km Länge mit einer mittleren
Steigung von 61 °/o (entsprechend einer Niveaudifferenz von
75,6 m), in der Richtung nach dem Bahnhof eine schwächere