Durch Errichtung einer Bergbahn zwischen Türkheim
und Drei-Äehren hat sich der Fremdenverkehr noch erheblich
gesteigert. Sie verdankt ihre Entstehung der Initiative des
Herrn Geh. Baurat Wallott in Colmar und wurde von der
Elektrizitäts- Aktiengesellschaft vormals Schuckert & Co. in
Nürnberg ausgeführt. Letztere Gesellschaft führt auch den
Betrieb. Nach 50 Jahren geht die Bahn kostenlos in den
Besitz des Staates über.
Mit den 'Tracierungsarbeiten wurde im Frühjahr 1898,
mit dem Bau der Strecke am 12. September desselben Jahres
begonnen. Die Bahn ist eingleisig mit ı m Spur aus-
geführt und hat eine Gesamtlänge von 8,7 km, Fig. 351.
Unmittelbar am Bahnhof Türkheim beginnend, benutzt die
Bahn zunächst auf einer Länge von 4,7 km die nach Drei-
Aehren führende Landstrasse, durchquert dann auf eigenem
Bahnkörper, Fig. 352 und 353, und auf 1,3 km Länge den
Türkheimer Wald, um darauf der Niedermorschweierer
Chaussee bis in die Nähe von Drei-Aehren zu folgen; der
letzte Teil der Strecke bis zur Endstation, Fig. 354, ist wieder
auf eigenem Planum geführt. Besonders in ihrem mittleren Teil
musste sich die Trace wegen der stark abfallenden Hänge in
vielen Krümmungen dem Terrain anschmiegen. Der kleinste
Krümmungshalbmesser der Bahn beträgt 30m und die zwischen
zwei Kurven liegende gerade Strecke mehrfach nur 3,5 m.
Die Bahnlinie verläuft von Türkheim bis Drei-Aehren,
abgesehen von den ersten 1,5 km, in andauernder Steigung
von 50 bis 70°Jo, Fig. 355. Zunächst sind nur an den
beiden Endpunkten Ausweichestellen angelegt; eine derselben
zeigt Fig. 356, für eine Verstärkung des Betriebes ist jedoch
der Platz für eine Ausweiche in der Mitte bereits vor-
gesehen.
Der Oberbau besteht aus Vignolschienen mit einem
Gewicht von 20 kg pro Meter und eisernen Querschwellen
von 1,7 m Länge. Auf eine Schienenlänge von 9 m wurden
zehn Schwellen verwandt; die Schienen sind mit Haken-Klemm-
platten und Haken-Schrauben auf den Schwellen befestigt.
Die Kraftstation liegt bei km ı,2 dicht an der Bahn-
trace, Fig. 357, und liefert teils Gleichstrom von 600 Volt
für den Bahnbetrieb, teils Drehstrom von 4000 Volt, welcher
durch Umformer auf 110 Volt herabtransformiert wird, für
Beleuchtung und Kraftübertragung. Es sind drei Compound-
Dampfmaschinen mit Kondensation von je 74—100 PS auf-
gestellt; die erste treibt mittels Riemen eine Gleichstron-
dynamo AF64 für 64 Kilowatt, die zweite eine Drehstrom-
Maschine WNd 80 für 8o Kilowatt, und die dritte kann
sowohl eine Gleichstrom-, wie eine Drehstrom-Maschine von
gleicher Leistung antreiben. Durch diese Anordnung wurde
es möglich, für beide Betriebsarten mit einer einzigen