122 Bruns, Apparate für Arithmetik.
finden sich die Ziffern statt auf Stäbchen auf parallel neben einander
angebrachten Cylindern, welche drehbar sind. Die jeweilig oben
befindlichen Ziffern werden dann in den Schlitzen sichtbar, welche
parallel zu den Cylindern im Deckel des Kästchens angebracht sind.
Der Inhalt von 24b, einem zierlich gearbeiteten Schränkchen, mit drei
Abtheilungen zu je zehn Kästen, lässt sich am einfachsten beschreiben
als bestehend aus mehreren Sätzen von Elfenbeinstäbchen, deren Ein-
richtung und Gebrauch dem der Nupiers bones analog ist. Wenn man
das Rechnen mit diesen Vorrichtungen kurz charakterisiren will, so
kann man sagen, dass es im Grunde mit unserer heutigen Art zu
rechnen vollkommen gleichartig ist; der wesentliche Unterschied be-
steht nur darin, dass das jedesmalige wirkliche Hinschreiben der für
die Rechnung selbst erforderlichen Ziffern durch das richtige Neben-
einanderlegen der Stäbchen ersetzt wird.
Auf einem ganz ähnlichen Gedanken beruhen auch die dem
äusseren Ansehen nach freilich von jenen Stäbchen gänzlich ver-
schiedenen Rechenbretter, welche namentlich von russischen Ausstellern
unter der Bezeichnung „Rechenmaschine*, „Abacus“ ete. eingesendet
worden sind. Dieselben bestehen im Allgemeinen aus einer Anzahl
parallel neben einander auf einem Brett ausgespannter Drähte, auf
denen in passender Anordnung Knöpfe von verschiedener Grösse oder
Farbe gleiten. Diese Rechenbretter sind bekanntlich noch heute durch
das ganze russische Reich im Gebrauch, während sie anderswo wohl
nur für den ersten Unterricht im Rechnen benutzt werden. Der
russische Kaufmann bedient sich ihrer mit einer den Fremden im
ersten Augenblicke überraschenden Gewandtheit, und doch sind diese
Rechenbretter nichts anderes als ein Nothbehelf für die bei der sonst
üblichen Art zu rechnen allerdings unentbehrliche Sicherheit im Ge-
brauche des kleinen und grossen Einmaleins. Referent bekennt, dass
namentlich die Hinzufügung eines solehen Rechenbretts en miniature
zu einem Taschenbuch (Nr. 26b) einen eigenthümlichen Eindruck auf
ihn gemacht hat.
Auf wesentlich anderen Prineipien beruhen dagegen die in grosser
Anzahl ausgestellten Rechenschieber, welche, so verschieden sie auch
in Bezug auf Form und Bestimmung erscheinen, doch der überwiegenden
Mehrzahl nach nichts anderes sind, als Variationen des als logarith-
mischer Rechenschieber bekannten einfachen und sinnreichen Instru-
mentchens. Im Allgemeinen leistet der Rechenschieber nichts, was
nicht ein einigermaassen geübter Rechner mit Hülfe passend einge-
richteter drei- oder höchstens vierstelliger Tafeln eben so rasch, eben
so sicher, unbedingt aber mit grösserer Schärfe erreicht. Denn ein
Rechenschieber kann, wenn er nicht etwa ungebührlich gross und
deshalb unhandlich werden soll, im Allgemeinen von dem gesuchten
Resultat nur die drei ersten geltenden Ziffern geben, d. h. die Genauig-