Full text: Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876

Apparate für geometrisches Zeichnen; Modelle. 135 
eine Sinuslinie auf; dadurch dass der Cylinder, unabhängig von dem 
Stifte, parallel zu seiner Axe eine andere Pendelbewegung ausführt, 
erhält man dann eine Curve, die unmittelbar die Interferenz zweier 
fortschreitender Wellen veranschaulicht. Die Pendelbewegungen wer- 
den bei diesem Apparate durch Excenter, die Drehungen durch Zahn- 
räder vermittelt. 
Das elastische Lineal von Prof. Tschebychew (St. Petersburg), 
zur Construction sehr flacher Kreisbögen dienend, möge hier nur er- 
wähnt werden, da in der Zeitschrift für Vermessungswesen 1877, Bd. VE 
Prof. Helmert eine eingehende Beschreibung und Theorie dieser 
interessanten Vorrichtung gegeben hat. 
Zum Schlusse ist noch ein Instrument zu nennen, das, unter den 
geometrischen Apparaten aufgestellt, wenigstens zum Theile hierher 
gehört, der Rollungsindicator (Rolltracer) von Viceadmiral Paris 
(Paris), Nr. 2854. Ein sehr massiver Kreisel etwa von der Art der 
bekannten Farbenkreisel, welcher mit seiner Spitze in einer kleinen 
Pfanne läuft, trägt in der oberen Verlängerung seiner Axe einen 
  
  
Zeichenstift, über welchem ein Papierstreifen mit gleichförmiger Ge- 
schwindigkeit fortgezogen wird. Die Wirkungsweise des Apparates ist 
sofort evident, wenn man bedenkt, dass die Axe des Kreisels während 
der Bewegungen eines Schiffes stets vertical bleibt, dass also die auf- 
gezeichnete Öurve unmittelbar die horizontalen Componenten der Ro- 
tation des Schiffes um seinen Schwerpunkt aufzeichnet. Man könnte \ 
übrigens die störende Reibung zwischen Stift und Papier dadurch be- 
seitigen, dass man die Öurve durch überspringende elektrische Funken 
punktweise aufzeichnen lässt. 
1. 
Die Abtheilung, welche die Modelle geometrischer Gebilde ent- 
hielt, darf zu den gelungensten Theilen der ganzen Ausstellung ge- 
rechnet werden; jedenfalls ist, bisher noch nie eine Sammlung von 
solchen Modellen in ähnlicher Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit an 
einem Orte vereinigt gewesen. Die Herstellung solcher Modelle ist 
eine Arbeit, für welche die Geometrie vielfach zu hohem Danke ver- 
pflichtet ist. Denn meistens gehört, abgesehen natürlich von den ein- 
facheren Fällen, schon eine ziemlich grosse Gewandtheit und Uebung 
in den Methoden der analytischen oder synthetischen Geometrie dazu, 
um sich den Verlauf einer Fläche oder einer Raumcurve in einem an- 
schaulichen Bilde aus-den einzelnen analytischen oder synthetischen 
Elementen zu construiren. Durch Zeichnungen, weit vollkommener 
aber durch ein Modell, wird das Ergebniss einer solchen Arbeit ge- 
wissermaassen fixirt und allgemein zugänglich gemacht, die Wieder- 
  
 
	        
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