Apparate für geometrisches Zeichnen; Modelle. 135
eine Sinuslinie auf; dadurch dass der Cylinder, unabhängig von dem
Stifte, parallel zu seiner Axe eine andere Pendelbewegung ausführt,
erhält man dann eine Curve, die unmittelbar die Interferenz zweier
fortschreitender Wellen veranschaulicht. Die Pendelbewegungen wer-
den bei diesem Apparate durch Excenter, die Drehungen durch Zahn-
räder vermittelt.
Das elastische Lineal von Prof. Tschebychew (St. Petersburg),
zur Construction sehr flacher Kreisbögen dienend, möge hier nur er-
wähnt werden, da in der Zeitschrift für Vermessungswesen 1877, Bd. VE
Prof. Helmert eine eingehende Beschreibung und Theorie dieser
interessanten Vorrichtung gegeben hat.
Zum Schlusse ist noch ein Instrument zu nennen, das, unter den
geometrischen Apparaten aufgestellt, wenigstens zum Theile hierher
gehört, der Rollungsindicator (Rolltracer) von Viceadmiral Paris
(Paris), Nr. 2854. Ein sehr massiver Kreisel etwa von der Art der
bekannten Farbenkreisel, welcher mit seiner Spitze in einer kleinen
Pfanne läuft, trägt in der oberen Verlängerung seiner Axe einen
Zeichenstift, über welchem ein Papierstreifen mit gleichförmiger Ge-
schwindigkeit fortgezogen wird. Die Wirkungsweise des Apparates ist
sofort evident, wenn man bedenkt, dass die Axe des Kreisels während
der Bewegungen eines Schiffes stets vertical bleibt, dass also die auf-
gezeichnete Öurve unmittelbar die horizontalen Componenten der Ro-
tation des Schiffes um seinen Schwerpunkt aufzeichnet. Man könnte \
übrigens die störende Reibung zwischen Stift und Papier dadurch be-
seitigen, dass man die Öurve durch überspringende elektrische Funken
punktweise aufzeichnen lässt.
1.
Die Abtheilung, welche die Modelle geometrischer Gebilde ent-
hielt, darf zu den gelungensten Theilen der ganzen Ausstellung ge-
rechnet werden; jedenfalls ist, bisher noch nie eine Sammlung von
solchen Modellen in ähnlicher Reichhaltigkeit und Vielseitigkeit an
einem Orte vereinigt gewesen. Die Herstellung solcher Modelle ist
eine Arbeit, für welche die Geometrie vielfach zu hohem Danke ver-
pflichtet ist. Denn meistens gehört, abgesehen natürlich von den ein-
facheren Fällen, schon eine ziemlich grosse Gewandtheit und Uebung
in den Methoden der analytischen oder synthetischen Geometrie dazu,
um sich den Verlauf einer Fläche oder einer Raumcurve in einem an-
schaulichen Bilde aus-den einzelnen analytischen oder synthetischen
Elementen zu construiren. Durch Zeichnungen, weit vollkommener
aber durch ein Modell, wird das Ergebniss einer solchen Arbeit ge-
wissermaassen fixirt und allgemein zugänglich gemacht, die Wieder-