Theodolite. 145
wenden zu können. Nothwendig ist hierbei, dass die optische Axe des
Fernrohrs parallel zur Libellenaxe ist. Für tacheometrische Messungen
ist das Vorhandensein einer solchen Libelle zweckmässig. Das Instru-
ment dient dann als Nivellirinstrument, wenn die horizontale Visirlinie
noch die Distanzlatte trifft, die Höhenlage des Punktes also ohne trigo-
nometrische Rechnung gefunden werden kann. Für genaue Nivellements
empfiehlt es sich nicht, den Theodoliten in dieser Weise als Nivellir-
CE ac instrument anzuwenden. Von der Firma Patrick Adie war ein In-
5 gell strument (Nr. 4623) ausgestellt, welches als eine Combination von
Theodolit und Nivellirinstrument anzusehen ist. Auf das mit einer
Libelle versehene, für Winkelmessungen um eine horizontale Axe dreh-
bare Fernrohr sind zwei Ringe aufgelöthet; mit diesen kann es in die
Olschenk Yförmigen Lager der beiden mit der Alhidade fest verbundenen Träger
gelegt werden und so können die Abweichungen der Punkte im Terrain
von der horizontalen Visirlinie unmittelbar an der Nivellirlatte abge-
lesen werden. Die meisten der ausgestellten Feldmesstheodolite waren
mit Nonien versehen zum Ablesen kleinerer Theile als auf den getheil-
ten Kreisen angegeben. "Bei feineren Instrumenten werden statt der
Nonien Schraubenmikroskope angewendet, welche bedeutend theurer und
auch viel leichter Beschädigungen ausgesetzt sind. Da bei Feldmess-
theodoliten die genaue Centrirung, die sorgfältige Handhabung des In-
struments, die senkrechte Stellung der Signale etc. weit mehr die Güte
der Arbeit beeinflussen als das genaue Ablesen, so sind für solche Instru- \
mente Nonien vollkommen genügend. Für Horizontalwinkelmessungen
sind zwei Nonien erforderlich, für Höhenmessungen ist einer genügend;
bei vielen Exemplaren war auch nur ein Nonius für den Höhenkreis
vorhanden. Zur Senkrechtstellung der verticalen Axe war theils eine
mit der Alhidade verbundene Dosenlibelle, theils eine auf den Zapfen
der horizontalen Umdrehungsaxe ruhende Röhrenlibelle vorhanden. Für
die zum Höhenmessen dienenden Theodolite ist noch eine in der Richtung
der Projeetion der Visur liegende empfindlichere Libelle nothwendig.
Diese war entweder mit der Alhidade fest verbunden oder wie bei den
meisten englischen Theodoliten am Fernrohrträger angebracht und zwar
fest verbunden mit den Nonien des Höhenkreises, während dieser selbst
mit dem Fernrohr um die horizontale Axe sich drehen liess. Bei vielen
Instrumenten ist das von Kellner 1849 empfohlene sogenannte ortho-
skopische Ocular in Anwendung gebracht worden. Von einigen Mecha-
nikern, besonders von Breithaupt in Cassel, werden in neuerer Zeit
die Fernrohre nicht mehr mit Kreuzen aus Spinnfäden, sondern mit
dünnen Glasplättchen versehen, auf denen die sich rechtwinklig kreuzen-
den Linien sehr fein eingeritzt sind. Das Kreuz lässt sich so sicherer
herstellen und ist unveränderlich. Der Lichtverlust in den mit solchen
Glasplättchen versehenen Fernröhren hat sich als unmerklich erwiesen.
Diese Einrichtung ist nicht neu, sie ist schon im vorigen Jahrhundert
Londoner Ausstellung wissenschaftlicher Apparate. 10