Full text: Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876

Comparatoren; Apparat zu Ausdehnungsbestimmungen. 209 
einer und derselben Messungsreihe so kleine Unterschiede wirklich ab- 
gelesen werden können, so sind darum nicht etwa die Resultate sol- 
cher Messungen bis zu dieser Genauigkeit zu verbürgen. Bei Meter- 
stäben wird z. B. schon die Veränderlichkeit der Temperatur während 
der Messungen weit grössere Abweichungen veranlassen können, und 
diese sind noch unerheblich gegenüber den Unsicherheiten, die durch 
Verschiedenheiten der Lage und der Gestalt der Endflächen,, ungenau 
parallele Führung, Reibung an den Trägern und dergleichen herbei- 
geführt werden. (Vgl. Airy, a.a.0., 65 und den Bericht von Helmert, 
Apparate für höhere Geodäsie, 162.) Whitworth stellt mit Hülfe 
dieser Apparate Differentialleeren her, deren Weiten um 0,0002 engl. Zoll 
— 0,005 mm und weniger differiren; er hat mehrere Reihen derartiger 
Voll- und Hohlleeren ausgestellt!), die eine vorzügliche Genauigkeit er- 
kennen lassen, und die in englischen Werkstätten vielfache praktische 
Verwendung finden. Es sei übrigens hierbei bemerkt, dass auch in’ 
vielen deutschen mechanischen Werkstätten Vorrichtungen zu genauen 
Längenabmessungen der Arbeitsstücke gebraucht werden, die auf dem 
für die Technik gewiss sehr nützlichen Princip des gravity piece be- 
ruhen. 
Ein Comparator von Stollenreuther in München für Endmaass- 
stäbe?) befand sich zur Zeit der Besichtigung in etwas defectem 
Zustand, die Construction ist von Lippich in dem officiellen Aus- 
stellungsbericht der Wiener Weltausstellung 1873 (Gruppe - XIV), 14 
näher beschrieben worden. 
Ein Apparat zu Bestimmungen der Ausdehnung von Maass- 
stäben, der vom Standards Department ausgestellt und von T roughton 
& Simms construirt war ?), dürfte wohl nur sehr mässigen Ansprüchen 
auf Genauigkeit Genüge leisten sollen. Eine Stahlstange, auf welcher 
zwei unten in Spitzen auslaufende Schieber fest angezogen sind, ruht 
in einem mit Eis zu füllenden Trog, der zu untersuchende Maassstab 
wird in einen zweiten darunter befindlichen, mit einer Flüssigkeit an- 
zufüllenden Trog gelegt, der beliebig erwärmt werden kann. Der 
obere Trog lässt sich dann durch eine übrigens sorgfältig gearbeitete 
Vorrichtung so weit senken, dass die aus dem Trog herausstehenden 
Schieberspitzen Eindrücke auf dem Maassstab hervorbringen. Der Ab- 
stand dieser Eindrücke bei verschiedenen Temperaturen des Maass- 
stabes wird endlich durch Mikroskope gemessen. 
Zur Vergleichung der kleineren Untereintheilungen eines Längen- 
maasses unter einander haben Troughton & Simms ein Doppel- 
mikrometer-Mikroskop construirt*); es hat ein über zwei Mikrometer 
verschiebbares Ocular und zwei Objectivlinsen, die sich auch jenem 
!) Nr. 293 u. 294 “des Katalogs, auf welchen sich auch alle folgenden 
Nummern beziehen. 2) Nr. 326. Sy NT. 251: *& Nr. 250. 
Londoner Ausstellung wissenschaftlicher Apparate. 14 
  
 
	        
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