372 Listing, Apparate für Optik.
Bei jeder Hälfte wird an der Schnittseite durch Feile und Schliff ein
dünner Keil derart abgetragen, dass die neuen Schnitte, noch durch
die eine der stumpfen Kanten gehend, mit dem Hauptschnitt zu beiden
Seiten gleiche Winkel von 21/, Grad bilden. Die so erhaltenen sym-
metrischen Theile werden dann (ohne Umwendung) wieder zusammen-
gekittet. Dieses so modifieirte Nicol ist somit als die Combination
zweier Nicols mit der Azimuthaldifferenz von 5° zu betrachten. Das
einzige nunmehr im extraordinären Strahl bestehende Bild einer Dia-
phragmaöffnung zerfällt hier, wie beim Dovetail das ordentliche Mittel-
bild, in zwei Felder mit gegen einander um 5° geneigten Polarisations-
ebenen, und die „Halbschatten“-Einstellung auf gleich tiefe Verdunkelung
in der Nähe der Kreuzlage ist jener Jellett’schen ganz analog und
soll sich auf 2 bis 3 Minuten genau erweisen. Ein Instrument in
grossem Format, mit solchem Zwillingsnicol versehen, war in vorzüg-
licher Ausstattung von L. J- Dubosceq in Paris ausgestellt. Schmidt
& Haensch in Berlin hatten zwei Saccharimeter, nach demselben
Princip construirt, wovon das eine noch mit verschiebbarem Quarzkeil
versehen, zur Ausstellung geliefert.
Das von Prof. Wild construirte Polaristrobometer ist ein sacchari-
metrischer Apparat, in welchem der Analysator mit der Savart’schen
Doppelplatte combinirt wird, wie es vorlängst zu diesem Zweck von dem
Berichterstatter empfohlen worden. Das bereits oben erwähnte Savart,
bestehend aus zwei Quarz- oder Kalkspathplatten von gleicher Dicke und
gleicher Neigung von 40 bis 50° gegen die optische Axe, mit den Haupt-
schnitten rechtwinklig gekreuzt und aufeinander gekittet, zeigt zwischen
zwei Nicols die schon früher erwähnten nahezu geradlinigen und gleich-
laufenden hyperbolischen Interferenzstreifen, welche jenach den wechseln-
den Azimuthen des Hauptschnittkreuzes der Doppelplatte und den
Polarisationsrichtungen der Nicols mit dunkelm oder hellem Central-
streif (in der gemeinsamen Hyperbelasymptote) erscheinen. Man hat,
um möglichst augenfällige enge Streifung zu erhalten, dicke Doppel-
platten aus Quarz oder, um mit mässiger Dicke dasselbe zu erreichen,
Kalkspath angewandt. Wir möchten eine merklich grössere Breite der
Streifen, etwa von einem Grad oder 60 Minuten angular, empfehlen,
welche ohne Linsenocular mit einer Doppelplatte von Quarz bei einer
Dicke von etwa 10 Millimeter!) entstehen. Ausserdem aber ist ein
wesentlich grösseres Gesichtsfeld als bisher von grossem Belang, wozu
eine verkleinernde neutrale Linsencombination des mit dem «zweiten
Nieol zu verbindenden Oculars dient, ähnlich wie in Amiei’s Polari-
sationsinstrument. Die Dicke des Savart wird alsdann für eine zwei-
1) Die Streifenbreite (in Minuten scheinbarer Grösse) multiplieirt mit der
Dicke der Quarzdoppelplatte (in Millimeter) giebt die Zahl 614, für die ge-
wöhnlicheren Beschaffenheiten — Schiefe der optischen Axe 45°, Winkel der
Hauptschnitte 90°, Mitte des Gesichtsfeldes, gelbes Natriumlicht.