Full text: Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876

422 Wüllner, Apparate für Wärmelehre. 
gaben mit denen des Luftthermometers soweit übereinstimmen, dass 
man die von dem Siemens’schen Pyrometer angegebenen Temperatur- 
grade als unserer Centesimalscala entsprechend ansehen kann. Zur 
Herstellung seiner Scala hat Siemens in niederen Temperaturen bis 
etwa 500° das Luftthermometer benutzt, während er in höheren Tem- 
peraturen die Erwärmung einer gewogenen Quantität Wasser durch 
eine in dem Heizraum des Pyrometers erhitzte Platinkugel von bekann- 
tem Gewichte bestimmte. Die dabei gemachte Voraussetzung, dass 
sich die specifische Wärme des Platins mit der steigenden Temperatur 
nicht merklich ändert, ist durch die Versuche von Weinhold ebenfalls 
bestätigt worden. Zu den Pyrometern wurden in der Ausstellung eben- 
falls einige Apparate gerechnet, welche die Ausdehnung fester Körper 
durch die Wärme sichtbar zu machen gestatten. Die Ausstellung ent- 
hielt in dem Musschenbroek’schen Hebelpyrometer wohl einen der 
ältesten zu diesem Zweck construirten Apparate. 
Unter den zur Demonstration oder Untersuchung der Ausdehnung 
dienenden Apparaten der Ausstellung boten unstreitig das meiste In- 
teresse der von Dulong und Petit angewandte Apparat zur Bestim- 
mung der Ausdehnung des Quecksilbers und einer der von Fizeau 
| benutzten Apparate, mit denen er die Ausdehnung einer grossen Zahl 
ul fester Substanzen bestimmt hat und der besonders zu der interessanten 
‚hir Arbeit über die Ausdehnung der Krystalle gedient hat. 
I Von zur Untersuchung der Wärmestrahlung dienenden Apparaten 
hatte Ruhmkorff einen vollständigen Melloni’schen Apparat aus- 
gestellt mit allem Zubehör, wie er ihn den physikalischen Cabinetten 
in vortrefflicher Ausführung liefert. Eine ähnliche Zusammenstellung 
hatte Professor Lloyd aus Dublin ausgestellt. Professor Tyndall hatte 
die von ihm bei Untersuchung der Absorption der Wärmestrahlen be- 
nutzten Apparate und das Conservatoire des arts et metiers zu 
Paris das Pouillet’sche Actinometer und Pyrheliometer eingesandt. 
Die Wärmeleitung war durch einige der von Despretz bei seinen 
Versuchen über die Wärmeleitung benutzten Metallstangen, durch ein 
von Warmbrunn, Quilitz &Co. ausgestelltes Modell für Wärmeleitungs- 
versuche und durch das von Prof. Fred. Guthrie bei seinen Versuchen 
über die Wärmeleitung der Flüssigkeiten benutzte, von ihm als Diaca- 
lorimeter bezeichnete Instrument vertreten. Ausserdem war der von 
Jannetaz bei seinen interessanten Versuchen über die Wärmeleitung 
der Krystalle benutzte Apparat ausgestellt. 
Von historischem Interesse waren weiter die von Joule bei seinen 
Messungen des mechanischen Wärmeäquivalents benutzten Apparate. 
An diese reiht sich ein Modell eines sehr hübschen von Professor von 
Quintus Icilius angegebenen Apparates, der in den Vorlesungen den 
Hirn’schen Versuch über die Wärmeerzeugung durch Stoss vorzuführen 
gestattet. 
  
  
  
  
 
	        
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