Anwendungen des Pendels, zu Uhren, 21
lich Rücksichten gegen die Inquisition, welche Galilei bei Verhand-
lungen mit einer protestantischen Macht zu wahren hatte, dann aber
auch in Folge des traurigen Schicksals blind zu werden, welches ihn be-
traf, zogen sich dieselben, ohne zu einem Abschluss zu kommen, bis zu
seinem Tode am Anfange des Jahres 1642 hin, waren aber dadurch
auch der Grund, dass Galilei diese Sache nie ganz aus dem Auge ver-
lor. Namentlich verhehlte er sich die Unvollkommenheit des Apparates
nicht, welche darin lag, dass fortwährend menschliche Nachhülfe ‘das
Pendel in Gang halten musste, während bei den damaligen Uhren
bereits das Problem gelöst war, dass ein in viel grösseren Intervallen
emporzuziehendes Gewicht oder eine ebenso anzuspannende Feder den
Mechanismus durch viel längere Zeiträume hindurch im Gange hielt. „un
giorno del 1641,“ wie Viviani!) erzählt, „guando jo dimorava appresso
di lui nella Villa d’Arcetri, sovviemmi che gli cadde in concetto che si
saria potuto adattare il pendolo agli oriuoli da contrappesi e da molla,
con valersene invece del solito tempo, sperando che il moto equalissimo e
naturale di esso pendolo avesse a correggere tutti i difelti dell’arte in
essi oriuoli.“ Er dictirte deshalb eine Zeichnung seiner Idee seinem
Sohne Vincenzio und Viviani, und es ist dieselbe noch in der
Bibliotheca Palatina in Florenz vorhanden. Eine genaue Copie davon,
welche Fig. 6 im kleineren Maassstabe wiedergiebt, war mit den hinter-
lassenen Apparaten Galilei’s ausgestellt (Kat. 2282, 8, 411). Das
Räderwerk ist wie bei den Uhren sicherlich zur Verlangsamung der
Bewegung des Gewichtes oder der Feder bestimmt. Schwingt das
Pendel A nach links, so hebt es mittelst des Dornes B den Sperr-
haken CO aus dem Sperrrade E aus. Dieses setzt sich in Bewegung,
so dass oben seine Zähne nach rechts gehen, dadurch kommt der an
E befindliche Stift in Berührung mit dem Dorne D, gleitet an ihm
herab und giebt ihm abschnappend einen Stoss, dadurch dem Pendel
an Kraft ersetzend, was ihm durch die Schwingung verloren gegan-
gen war. Nun legt bei der fortgesetzten Bewegung nach rechts
der Dorn B den Sperrhaken wieder auf E und dies gleitet so lange
weiter, bis der folgende Zahn zur Berührung mit dem Haken kommt.
Dann ist alles zur folgenden Schwingung vorbereitet. Um zu sehen,
ob der Apparat würde gehen können, hat man 1859 nach dieser Zeich-
nung einen Apparat ausgeführt, der noch in Florenz aufbewahrt wird
und wirklich ging 2). Der nach einigen Monaten erfolgte Tod Galilei’s
liess die Ausführung des Apparates ins Stocken kommen. Fast nach
acht oder neun Jahren machte sich Vincenzio an die Ausführung.
!) Schreiben Viviani’s vom 20. Aug. 1659 an den Prinzen Leopold
v. Medici in Alberi. Le opere di Galileo Galilei. Firenze 1842 bis 1856,
XIV, 352. 2) Nach einer brieflichen Mittheilung, die Hr. Prof. A. Eccher
in Florenz die Güte hatte, mir zu übermitteln.