564 Neumayer u. Schreiber, Apparate f. Meteorol. u. Hydrogr.
Wenn man sich vergegenwärtigt, dass nur einige Monate vor der
Eröffnung der Ausstellung in South-Kensington die britische Corvette
„Challenger“ von ihrer, der Meeresforschung (sea-exploration) gewid-
meten Reise um die Welt zurückgekehrt war, so wird man es auch be-
greiflich finden, dass die in unserer Einleitung unter 2., 3. und 4. ge-
nannten Apparate für Meeresforschung ausserordentlich vollständig und
zahlreich vertreten waren. Es gelangten fast sämmtliche Apparate,
welche an Bord des Challenger benutzt worden waren, zur Ausstellung,
während auch dafür Sorge getragen worden war, dass diese Gattung
von Instrumenten, Werkzeugen u.s.w. zum Studium der Entwickelung
ihrer Construction zur gegenwärtigen Vollkommenheit durch eine histo-
rische Sammlung eine ganz besonders interessante Beleuchtung fand.
Zu dieser umfangreichen Sammlung kam noch die Ausstellung der Ap-
parate und Instrumente, deren sich die Ministerialcommission zur
Erforschung der deutschen Meere in Kiel bei ihren Arbeiten be-
dient, sowie auch eine Anzahl solcher Apparate, die bei der norwegi-
schen Expedition im Nordatlantischen Ocean Anwendung fanden.
Es würde überflüssig sein, auf eine Beschreibung der einzelnen Objecte
einzugehen, weil dieselben schon vielfach anderwärts beschrieben wur-
den und daher füglich als bekannt vorausgesetzt werden dürfen. Die
vollständigen Apparate der Kieler Commission waren schon in
Wien 1873 und in Paris 1875 ausgestellt und in den verschiedenen
über diese Ausstellungen erstatteten Berichten und Katalogen beschrie-
ben worden, ganz abgesehen von den über dieselben erschienenen be-
sonderen Werken. Alle Gattungen Tieflothe, Wasserschöpfapparate,
Strommesser, Tiefenthermometer, Aräometer, Schleppnetze u. s. w.
waren vertreten. Allein auch einige hierhergehörige Instrumente be-
sonderer, neuerer Oonstruction waren vorhanden, wovon die vorzüglich-
sten hier in aller Kürze aufgezählt und beschrieben werden sollen.
Zunächst ist zu erwähnen, dass bei den in jüngster Zeit construir-
ten Instrumenten zum Messen von Meerestiefen fast allgemein das
Bestreben zu Tage trat, bei denselben den Gebrauch der Lothleine zu
umgehen oder dieselbe nur als Mittel zum Einholen des Apparates und
nicht zum Messen der Tiefe zu benutzen. Die hierbei vorzugsweise im
Auge behaltenen Vortheile waren erstens die Möglichkeit, eine Tiefen-
messung zu erhalten, ohne dass man das Schiff in seiner Fahrt aufhält,
und zweitens das Vermeiden des Messens der Hypothenuse anstatt der
verticalen Kathete. Unter anderen schon bei Massey’s und Eric-
son’s Patentlothen, welche beziehungsweise aus den Jahren 1800
und 1836 stammen, für mässige Tiefen berechnet sind und unter
Nr. 4353 und 4354 ausgestellt waren, war die Erfüllung dieses Zweckes
angestrebt. Von den neueren und interessanteren Instrumenten dieser
Art nennen wir: das Bathometer von Dr. William Siemens (Nr. 561),
das neue Tiefloth von F.Hopfgartner und M. Arzberger (Nr.4555),