Full text: Bericht über die wissenschaftlichen Apparate auf der Londoner internationalen Ausstellung im Jahre 1876

  
726 Lasaulx, Apparate für Mineralogie und Geologie. 
früheren Mechaniker Oertling in Berlin ausgeführt wurde, als eine 
historische Zierde in dieser Ausstellung nicht fehlen liess. 
Grössere neuere Goniometer sind nur zwei ausgestellt, die im 
Wesentlichen ihrer allgemeinen Form nach sich dem Mitscherlich'- 
schen Instrumente anfügen. 
Das eine und grössere der beiden Instrumente ist aus dem Atelier 
der Firma F. W. Breithaupt & Sohn in Cassel hervorgegangen, 
deren Babinet’sches Goniometer wir schon oben besprachen und die 
auch hier als Aussteller angeführt sind. Das Instrument ist aber 
Eigenthum der k. k. Bergakademie zu Leoben in Steiermark. 
Es hat sich dieses Reflexionsgoniometer offenbar nach und nach 
vollkommener gestaltet nach dem ersten von dem Hof- und Münz- 
mechanicus Breithaupt entworfenen und bereits in seiner ursprüng- 
lichen Form durch Studer (Gilbert’s Ann. der Physik 1820, St. 9) 
beschriebenen sogenannten Repetitionsgoniometer, dessen damalige 
Mängel in einigen Gegenbemerkungen von Pistor, ibid. St. 11, 326, 
besprochen wurden. Von dieser ursprünglichen Form weicht allerdings 
das vorliegende Instrument ziemlich wesentlich ab, nur einzelne Theile 
sind beibehalten. Die hauptsächlichsten Eigenthümlichkeiten desselben 
sind: 1. der senkrechte Stand des Limbus und die Möglichkeit, das 
Axensystem nach der zum Umsetzen eingerichteten Röhrenlibelle genau 
horizontal stellen zu können. Der Theilkreis hat 21cm Durchmesser, 
ist auf Silber getheilt und gestattet mit Nonien und Loupen eine Ab- 
lesung von 10 Secunden; 2. die Einrichtung zum Repetiren der ge- 
messenen Krystallwinkel; 3. die Centrirvorrichtung auf der Mittelaxe 
vermittels Kreuzschlitten und einfachem Kreuzgelenk unter Zuhülfe- 
nahme eines in der Verlängerung der Axe des Kreises angebrachten, 
mit der Axe in genau paralleler Stellung befindlichen Mikroskopes; 
4. die verschiedenen Einstellungen der Rohre (sowohl des Oculars, wie 
des astronomischen Fernrohres), des Mikroskopträgers und des Mikro- 
skopes selbst durch Mikrometerschrauben und Getriebe. Vor dem Fern- 
rohrobjectiv befindet sich, wie auch schon bei dem Mitscherlich’- 
schen Goniometer, eine Loupe. An Stelle des gewöhnlichen Fernrohres 
kann ein Beleuchtungsfernrohr mit verstellbarem Spalte eingefügt wer- 
den, um Messungen bei Licht zu gestatten. Der Theilkreis, sowie die 
drei Rohre werden von soliden messingenen Säulen getragen; der ganze 
Apparat steht auf einer mit drei Stellschrauben und Libelle regulir- 
baren schwarzen Marmorplatte und ist im Ganzen wie in den Details 
mit ausserordentlicher Sorgfalt und rühmenswerther Eleganz gearbeitet 
und bildet in dieser Abtheilung der Ausstellung jedenfalls eine hervor- 
ragende Zierde und ein schönes Zeugniss für deutsche Präcisions- 
arbeit. 
Das zweite Goniometer ist nach den Zeichnungen des Prof. 
V. von Lang in Wien im Jahre 1865 von der renommirten Firma
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.