368 Achtes Capitel.
regulirt werden. Unter Umftänden läßt man auch von dem Kern eines
Electromagnets ſtatt des Ankers die Pole eines permanenten oder eines
zweiten Electromagnets anziehen.
Die gebräuchlichen Electromagnete zerfallen in gerade (ſtab-
förmige) und Hufeifenfürmige, denen man als dritte Klaſſe
noch die ſog. hHinfenden Electromagnete anreihen könnte. Der
gerade Electromagnet beſteht einfah aus einem cylindriſhen Kern in
einer Magnetiſirungsſpirale; der Hufeifenförmige ift aus zwei geraden
zuſammengeſetzt, deren parallele Kerne in geringer Entfernung von
einander auf einem geraden oder gebogenen Querſtü>k aus Eiſen beſeſtigt
ſind. Die Spiralen ſind um dieſe Kerne oder beſſer um die Schenkel
des Kerns ſo herumgewi>elt, daß an den Enden dejjelben entgegengejeßte
Magnetpole entſtehen ($ 23). Unter einem binfenden Clectromagnet
endlich verjteht man einen hufeifenfürmigen, bei welchem nur der eine
Schenkel des Kernes mit der Spirale umwunden iſt. Bei gleicher Maſſe
und gleichen Dimenſionen des Kerns, ſowie bei demſelben Zuſtand der
Spirale und des Stromes iſt die Tragkraft eines Hufeiſenmagnets ein
Maximum, dann folgt der hinfende und zulegt der gerade Electromagnet
— eine Thatſache, welche in den Fnductionswirkungen zwiſchen Kern
und Anfer ihre einfache Erklärung findet.
Meiſtens hat der Anker prismatiſche, manhmal auch cylindriſche
Form ; man kann ihn entweder ſeitlih an dem aus der Spirale hervor-
ragenden Stück des Kerns oder direct auf den Endflächen deſſelben an-
liegen laſſen; man ſagt im erſteren Fall, der Anker habe eine tangen-
tiale, im leßteren eine normale Lage. Bei parallelepipediſcher
Form fan man ihn fowol mit der breiten als mit der fchmalen Fläche
anlegen; endlich fan man den Anker fich entweder parallel zu fich ſelbſt
bewegen laſſen oder ſo, daß er fih um einen Punct in der Ebene der
Endflächen des Kerns dreht (Parallelbewegung und Winkel-
bewegung). Welche dieſer Anordnungen im fpeciellen Fall vorzu-
ziehen iſ}, hängt von der Beſtimmung des Electromagnets ab, von der
Größe der Anziehung, welche er auf den Anker ausüben ſoll, oder von
der Ausdehnung und Raſchheit der Bewegungen, welche Teßterer aus-
zuführen hat. So wird unter fonjt gleichen Umständen ein mit der
breiten Fläche aufgelegter Anker von einem Electromagnet ſtärker ange-
zogen als ein ſolcher, der mit der ſhmalen Fläche anliegt; ebenſo wird
bei gleicher Maſſe und Qualität des Eiſens ein parallelepipediſcher Anker
jtärfer angezogen als ein cylindrischer und läßt fich auch weniger leicht
losreißen; bei Winfelbewegung kann ein Anker einen größeren Weg be-
ſchreiben als bei Parallelbewegung u. T. f.