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In den meisten Fällen der Praxis wird man aber gerade diesen Rücksichten am
wenigsten genügen können. Denn den Anforderungen des Verkehres, der Hygiene
und der Schönheit wird in erster Linie entsprochen werden müssen. Uebrigens sind
auch die Grenzverhältnisse im Weichbilde der Städte äußerst veränderlich, während
einmal angelegte oder gar angebaute Straßen in der Regel für alle Zeiten festgelegt
sind. Dies beweisen uns die aus ältester Zeit stammenden Stadtgrundrisse. In Köln
beispielsweise ist im inneren Stadtbezirke noch deutlich das ursprüngliche, schach-
brettartige, rechtwinkelige römische Straßennetz aus der Zeit der Gründung der
Stadt vor mehr als 1800 Jahren erkennbar.
Aus dem Plan der Altstadt Köln auf nebenstehender Tafel*) ist ersichtlich,
daß die meisten der jetzigen Straßen fast genau dem punktiert angegebenen Zuge
der alten, die gegenüberliegenden Thore verbindenden Römerstraßen folgen; so die
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Röhrergasse, die Breite Straße und Große Budengasse, die Schildergasse, die Cäcilien-
Straße, die Sternengasse, die Hohe Straße u. a. m. Die vorkommenden Abweichungen
von den ursprünglichen Richtungslinien sind gewiß als verhältnismäßig nicht erheb-
liche zu bezeichnen, wenn man in Betracht zieht, daß über das alte römische
Köln während mehrerer Jahrhunderte die verwüstenden Stürme der Völkerwanderung
hinweggebraust sind.
Während es sich jedoch in Köln um städtische Straßen handelt, die in alter
Zeit planmäßig angelegt waren und wohl zu keiner Zeit vollständig aus der
Benutzung gekommen sind, zeigt uns der in Fig. 14 wiedergegebene Plan des
römischen Lagers von Bonn, welches mit dem Ende der römischen Herrschaft
zerstört und dessen Platz seitdem nicht mehr zu Wohnstätten benutzt wurde, daß
*) Entnommen der Abhandlung „Colonia Agrippinensis“ von R. Schultze und (. Steuer-
nagel. Diesen beiden Herren gebührt das Verdienst, die technischen Einrichtungen einer der
wichtigsten römischen Städte auf deutschem Boden zuerst eingehend nach ihren örtlichen Auf-
nahmen geschildert zu haben.
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