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man für Öffentliche Bauwerke, deren Herstellung in der nahen Zukunft schon in
sicherer Aussicht steht, geeignete Plätze im Stadterweiterungsgebiete vorsehen.
Die Frage nach den demnächst zu errichtenden öffentlichen Gebäuden
wird sogar vom Verfertiger eines Bebauungsplanes in der Regel zu
allererst gestellt werden müssen, damit er für seine Platzanlagen ge-
eignete ed der Wirklichkeit möglichst entsprechende Motive erhal; —
Nach den vorstehenden Ausführungen würde es nun ebensowenig richtig sein,
dem reinen Künstler die gewichtigste Entscheidung in den Fragen des Seädtebäien
zuzugestehen, als beispielsweise den Forderungen von hygienischen Heißspornen ein-
seitiger nachzugeben, welche die Güte eines Bebauungsplanes lediglich nach der
Lage der Straßen zu den Himmelsrichtungen beurteilen. Vielmehr muß es als das
Richtige bezeichnet werden, daß der Verfertiger eines Bebauungsplanes nicht allein
alle vorbesprochenen Grundsätze stets zu gleicher Zeit vor Augen habe, sondern
auch bei der Ausarbeitung seines Entwurfes hiernach verfahre.
Das erstere ist nun nicht schwer, da die allgemeinen Grundsätze, wie sie sich
durch Litteratur und Praxis allmählich herausgebildet haben, an sich ja ohne weiteres
einleuchtend sind. Das letztere aber ist meistens doch sehr schwierig; denn die Sätze
widersprechen sich zum Teil sehr, je nachdem sie als Forderungen verschiedener
Interessen (der Verkehrs-, der hyg Shinchön der Schönhsitleinlereesen u. s. w.) hervor-
treten. Somit müssen zahlreiche Kompromisse geschlossen werden; ja, fäst jede
Linie eines Bebauungsplanes ist das Ergebnis aus der gegenseitigen Abwägung mehr-
facher sich entgegenstehender Interessen. Hier heißt es mehr denn je: „Prüfet alles
und das Beste behaltet!“
Unter diesen Umständen wird es nun sehr von der Gewandtheit und der Er-
fahrung des Planverfertigers abhängen, jedesmal denjenigen Mittelweg zu wählen,
welcher die verhältnismäßig beste Lösung vom allgemeinen Standpunkte aus
darstellt, und es kann daher nicht wundernehmen, daß wirklich gute Bebauungspläne
bei den kleineren Stadtverwaltungen, wenigstens heutzutage, noch zu den Seltenheiten
gehören. Vielleicht mag dies zum Teil auch noch daher rühren, daß unsere techni-
schen Hochschulen für dieses Sondergebiet der Technik bisher nicht in ausreichendem
Maße vorbereiten, daß die Aufstellung von Bebauungsplänen vielmehr noch häufig
gewohnheitsmäßig den Feldmessern überlassen blieb, welche sich dann der Kakgnbe
nach den Regeln ihrer sehr einseitigen linearen Kunstübung entledigten. Men
man aber bedenkt, welche große Zahl aus der Gesamtheit der Techniker bei den
Stadtverwaltungen beschäftigt ist, und wenn man weiter in Betracht zieht, daß
doch von der Wohlfahrt der Städte zum guten Teile das Wohlbefinden des Staates
abhängt, so kann es nur als dringend erwünscht bezeichnet werden, daß unseren
Studierenden mehr als bisher Gelegenheit geboten wird, sich schon auf der Hochschule
mit dieser wichtigen Disziplin eingehend zu beschäftigen. Dann werden auch die
kleineren Stadtverwaltungen, welche für ihre Techniker nur geringere Besoldungen aus-
setzen können, leichter in die Lage kommen, wenigstens theoretisch im Städtebau
ausgebildete Fachleute zu erhalten. Jetzt dagegen müssen ihre Baubeamten erst all-
mählich mit der ihnen bis dahin fremden Materie sich vertraut machen. Im besten
Falle lernen sie dann allmählich den an sie gestellten Anforderungen zu genügen.
Natürlich ist es bei diesem „Allmählichsichhineinfinden“ ganz unausbleiblich, daß
der Stadt manche Ausgaben erwachsen, welche ihr unter Leitung eines in dem be-
sonderen Fach des Städtebaues bereits durchgebildeten Technikers erspart geblieben
sein würden. Dies ist aber noch der bessere Fall; es kann auch kommen, daß die
betreffenden Techniker im Drange der Geschäfte, welcher gerade in der Kommunal-
verwaltung besonders stark auf ihnen lastet, überhaupt nicht die nötige Zeit und
Muße finden, sich mit den Aufgaben des Städtebaues gründlich vertraut zu machen.