Full text: Einzelbestandteile der Wasserleitungen (Band 2, 2. Abtheilung)

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vorrichtungen, begegnen und die andernfalls schädliche Einwirkung auf den Verband der 
Röhren aufheben kann. Die Längsbewegungen der Rohre nehmen mit der Größe des 
Temperaturwechsels und mit der Rohrlänge proportional zu. Bei Leitungen ım Boden 
kommen erhebliche Längenänderungen nicht vor, da das kühle Erdreich eine wesentliche 
Temperaturerhöhung verhindert. Bei Flußwasserleitungen kommen Temperaturwechsel 
des Wassers von 0,5 bis 20 Grad C. und darüber vor, bei Seewasser von 3 bis 15 Grad, 
bei Grund- und Quellwasser nahezu keine. Im nachstehenden sind einige der gebräuch- 
lichsten Kompensationen für Brückenübergänge, in Tunnels, Stollen u. dgl. angeführt. 
Fig. 208, Streifkasten mit Entlüftung und Kompensationsstopfbüchse. Diese in tunne- 
lierten oder seicht liegenden Rohrstrecken z. B. unter Brücken verwendete Einrichtung dient 
zur Revision und zeitweisen Einführung von Rohrreinigungswerkzeugen und besteht aus einem 
Streifkasten auf dessen Deckel d die Entlüftungsschraube ! sitzt, deren Muttergewinde in 
der viereckigen Metallmutter im Deckelaufguß sich befindet. Die Verlängerung des Streif- 
kastens nach rechts bildet eine Stopfbüchse s, die mit Tuckschnur (in Talg getränkte Baumwoll- 
schnur) oder mit in Talg getränkten geflochtenen Hanfzöpfen verpackt wird. In der Stopfbüchse 
verschiebt sich bei Längenänderungen infolge Temperaturwechsels (mit ca. 1,1 Millimeter pro 
Meter Länge bei 100 Grad C. Differenz) das Endstück der anschließenden Leitung, welches bis 
nahe an die Flansche glatt überdreht ist, um möglichst wenig Widerstand an Stopfbüchsenreibung 
zu verursachen. Wenn Rostbildungen befürchtet werden, muß die Stopfbüchse sowohl als auch 
der Grundring im Stopfbüchsengehäuse (Fig. 208) mit Bronze an den Gleitflächen gefüttert sein, 
damit die bearbeiteten Teile leicht gleitfähig bleiben. Da der Wasserdruck die Rohre in der Längs- 
richtung auseinanderzuschieben sucht, ist Vorsorge zu treffen, daß bei Anwesenheit von Bögen 
im Leitungsstrange diese den Schub aufnehmen können. 
Bei Leitungen, die verschiedenen Temperaturen, wie z. B. in Aquädukten, unter Brücken ete., 
und damit Längenänderungen ausgesetzt sind, hat Dehne eine Kompensationseinrichtung zur Aus- 
oleichung der Längsverschiebungen nach Fig. 209 getroffen, welche nur die Stopfbüchsenreibungen 
als den in der Richtung der Rohrachse wirkenden Widerstand zu überwinden hat, nicht auch den 
Schub, den die Flüssigkeitspressung auf Auseinanderziehen der Rohre wie in Fig. 208 ausübt. 
Die in Fig. 209 gezeichnete nach den D. R.-P. Nr. 57 756 und 94 534 von der Maschinenfabrik 
A. L. @. Dehne in Halle a. $. hergestellten Kompensationsröhren sind in sich selbst entlastet, 
denn es wirkt der innere Druck auf die Stirnflächen beider Rohrstränge, sowohl auf den Boden des 
Laternenrohres durch dessen Schlitze ee das Wasser strömt, als auch auf den Boden des Zwiesel- 
rohres bei t. Diese Röhren sind daher nicht besonders fest zu legen, da auch der durch die Aus- 
dehnung hervorgerufene Schub von der Vorrichtung aufgenommen wird. 
Mit einem Teilkasten läßt sich die Kompensation von Rohrsträngen nach Fig. 210 ver- 
einigen, wenn die beiden Anschlüsse mit Stopfbüchsen S versehen werden. Der Teilkasten ist 
hier am Fundament festgemacht, die Rohrstränge schieben sich bei der Ausdehnung in den kugel- 
förmigen Innenraum des Teilkastens, der wie üblich am höchsten Punkt eine Entlüftung !, am 
tiefsten Punkt die Entleerung e zum Spülen und senkrecht zu den Hauptsträngen Abzweige m 
in der Mitte hat. Die Rohre bewegen sich auf eisernen Rollenunterlagen rr mittels untermauerter 
Wagen hin und her, die Rollen laufen wiederum auf eisernen Platten, die in Steinfundamenten 
ruhen und gegen Gleiten durch eingerammte eiserne Nadeln gehindert sind. Wegen des hier frei 
auftretenden Schubes, der die Rohrleitung auseinanderzuziehen sucht, müssen Bögen und Kurven 
besonders fest gesichert werden. 
Bei dem Überschreiten des Kanals von Verdon für die Wasserversorgung von Aix (Frank - 
reich) wurden nach den Nouv. Ann. de la Constr. 1876 an zwei schmiedeisernen Rohrsträngen 
von je 1,752 Meter lichter Weite diese Rollen in großer Anzahl verwendet. 
Fig. 211 zeigt eine vertikale Steigleitung, wie sie in Bergwerken zur Wasserförderung be- 
nutzt wird, mit den wesentlichsten Teilen. Der untere Fußkrümmer bildet den einen festen 
Punkt der Steigleitung; auf diesem baut sich die meist schmiedeiserne Leitung, Standrohr 
genannt, auf (gußeiserne Rohre sind zu schwer). Das Standrohr ist unterwegs je nach den 
örtlichen Schachtverhältnissen vielfach geführt, so daß es mittels zweiteilig aufgebrachter Rohr- 
schellen an senkrechten Stegplatten in Schlitzen auf und ab gleiten kann. Der obere Teil 
des Standrohres trägt da, wo der hydrostatische Druck bedeutend vermindert ist, die Kom- 
pensationsstopfbüchse, damit deren Dichtung leichter in stand zu halten ist. Die gleitenden 
Stopfbüchsenteile sind sämtlich aus Bronze erstellt. Den zweiten festen Punkt der Steigleitung 
bildet ein auf Konsolen befestigtes Fußstück, dessen unterer Teil ein Bronzerohr ist, welches 
in die Stopfbüchse des Standrohres eintaucht und je nach den Streckungen oder Verkürzungen 
desselben mehr oder weniger tief darin geführt wird. Oberhalb des erwähnten Fußstückes 
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