488
dann entdeckt werden, nachdem aus dem lufterfüllten Hohlraum die Luft unbemerkt bei der
Stopfbüchse entwichen ist. Das ist in der Regel die Veranlassung zur ungewöhnlich langen
Dauer der Drucksteigerung. Bei Probestrecken, die in Dückerform durch Flüsse gehen oder in
Gräben liegen, deren Grundwasserzudrang schwer zu beseitigen ist, fällt es nicht leicht, undichte
Muffen- und Verbindungsstellen zu entdecken, da das von der Propierpumpe geförderte Leckwasser
hier unter Wasser austritt. Man hilft sich dann auf die Weise, daß man dem Druckwasser Ani-
linblau zusetzt, das sich beim Entweichen aus den undichten Stellen durch die Färbung des um-
gebenden Grabenwassers bemerklich macht und so den Ort verrät, wo die Undichtheit zu suchen
ist. Wir werden auf diese Verhältnisse in Abschn. VII eingehender zurückkommen.
Über die zur Erreichung des Probedrucks aufzuwendende Kraftanstrengung gibt nach-
stehende Rechnung einen annähernd richtigen Aufschluß. Angenommen ist hierbei der übliche
Durchmesser des größeren Stempels zu 80 Millimeter =rd. 50 Quadratzentimeter Fläche, des
kleineren Stempels zu 30 Millimeter=rd. 7 Quadratzentimeter Fläche. Der normale Druck
durch die Hand des Arbeiters auf die Handhabe des Pumpenhebels beträgt etwa 15 Kilogramm;
somit wird — abgesehen von den Reibungsverlusten — bei dem Hebelverhältnis 5 : 1 ein Kolben-
druck von 75 Kilogramm, bei dem größeren Hebelverhältnis 10:1 ein Kolbendruck von 150 Kilo-
gramm erzeugt. Dies gibt für den größeren Stempel 75:50=1,5 bezw. 150:50= 3 Atmo-
sphären, für den kleineren Stempel 75: 7 = 10,7 bezw. = 21,5 Atmosphären Pressung im Pumpen-
zylinder und im Druckschlauch mit dem angeschlossenen Prüfungsobjekt. Allgemein gilt also
(wenn, wie schon bemerkt, von der Reibung in den Gelenken und Führungen und der Kolben-
reibung abgesehen wird) die Beziehung: p= PL: fl, worin p die Pressung in Atmosphären be-
deutet, der annähernd erreicht werden kann, P die vom Arbeiter auf den Hebel ausgeübte
Kraft in Kilogramm, L die ganze Länge des Pumpenhebels in Zentimeter, I die Strecke vom
Hebeldrehpunkt bis Kolbenaufhängepunkt in Zentimeter, f die benutzte Kolbenstempelfläche in
Quadratzentimeter.
Nach Fig. 655 werden von Bopp & Reuther in Mannheim Preßpumpen angefertigt, auf
Wasserkasten montiert und ausgerüstet mit Manometer, Manometerdoppelventil, Schlüssel und
Ventilheber:
I. Mit rundem Wasserkasten:
bis 25 Atmosphären mit 30 Millimeter Kolbendurchmesser, 80 Millimeter Hub zu 100 Mark,
300 5 0 5 : 80 h ni
II. mit rechteckigem Wasserkasten nach Fig. 654 und Doppelkolben:
bis 50 Atmosphären mit 25/60 Millimeter Kolbendurchmesser, 110 Millimeter Hub zu 225 Mark,
0) $ „12/40 # 5 110 5 aa a De,
„ 600 5 „ 12/40 Y Y 110 ; a
Über die zulässige Höhe des Probedrucks für verlegte gußeiserne tohrstränge gehen die
Ansichten weit auseinander. Ein Teil der Ingenieure begnügt sich damit, den fertig verlegten
Rohrstrang nur wegen der Dichtheit der Verbindungsstellen auf 2 bis 5 Atmosphären über den
herrschenden Betriebsdruck zu probieren; ein anderer Teil geht jeweils bis zum doppelten Betrage
des Betriebsdrucks. In neuerer Zeit steigert man die Pressung meist nur noch auf den 1!/sfachen
Betriebsdruck einer Leitung. Eine etwa noch weitergehende Pressung, wie sie zuweilen von Be-
hörden für spezielle Fälle (vgl. S. 327) verlangt wird, erfordert ganz besondere Berücksichtigung
schon bei der Konstruktion des betreffenden Rohrs und in noch höherem Maße bei den Form-
stücken. Bei diesen hohen Pressungen treten nämlich außer den gesetzmäßig verlaufenden
Materialspannungen, die aber immer unterhalb der Elastizitätsgrenze bleiben müssen, an den
Abzweigestutzen Deformationen des Hohlzylinders ein, welche die örtliche Spannung des Materials
bedeutend erhöhen und durch Rechnung schwer oder gar nicht zu ermitteln sind, besonders bei
größeren Ausschnitten in der Wandung des Rohrs für die Abzweigstellen u. dgl.*). Selten zer-
springt so ein übermäßig geprüftes Gußstück gleich bei der Probe; aber der gesteigerte Probedruck
lockert den Molekularzusammenhang und es bedarf nur einer Reihe Wiederholungen von Stößen
beim Transport und Verlegen oder von Widderstößen im Betrieb u. s. w., um diese Lockerung
des Gefüges bis zum Riß oder Bruch zu führen.
Ein im Dampfkesselbau gebräuchliches, durch Reichsgesetz geregeltes und bewährtes
Verfahren schreibt bei Probedrücken vor, „daß Kessel für eine Dampfspannung bis zu 5 Atmo-
sphären den doppelten, bei allen übrigen Spannungen einen den beabsichtigten Druck um 5 Atmo-
sphären übersteigenden Probedruck aushalten müssen“. Ist dieses Verfahren bei den noch anderen
als statischen Drücken unterworfenen schmiedeisernen Kesseln genügend, so hat wohl die Über-
anstrengung des gußeisernen Rohrmaterials umsoweniger Berechtigung, als die Elastizität des
Schmiedeisens eine viel größere ist als diejenige des verhältnismäßig spröden Gußeisens.
” „
*) Berg gibt in seinem Werke „Die Pumpen“, 3. Aufl., Berlin 1906, 8. 212 Konstruk-
tionsregeln für Ausschnitte aus Zylindern, welche über diesen wichtigen Punkt aufklären.