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daß mir vergleichende Versuche über das Rosten von Gußeisen und Schmiedeisen aus neuerer Zeit
nicht bekannt sind. Die Behauptung, daß Schmiedeisen (immer unter gleichen Umständen) mehr
rostet, ist zwar allgemein und zeigt sich auch in der Praxis insofern, als der Rost in Gußeisen nicht
so tief eindringt als in Schmiedeisen. Erklärt wird diese Erscheinung in erster Linie durch den
Kohlenstoffgehalt des Eisens, so daß der Kohlenstoff im Eisen als Rostschutz anzusehen wäre.
Versuche über das genannte Verhalten stammen jedoch aus einer Zeit, wo die Fabrikation der
Eisenbleche namentlich in Bezug auf deren Homogenität noch längst nicht den hohen Grad von
Vollkommenheit besaß wie heute. Demnach können auch die Schlüsse nur bedingt gelten und
neuere Versuche könnten sogar zu Gunsten der Bleche ausfallen, wie z. B. in der Darstellung der
Versuche, die von der Gußstahlfabrik Krupp in Essen 1882 bis 1886 angestellt wurden, ausdrück-
lich darauf hingewiesen wird, daß man bei der Beurteilung der Verrostungsfrage die Fortschritte
in der Blechfabrikation nicht außer acht lassen darf. Zieht man diese nun in Betracht, so ist vor
allem die große Gleichmäßigkeit des Materials, namentlich aber die besondere Dichtigkeit der
gewalzten Oberfläche insofern bemerkenswert, als damit ohne Frage die Rostbildung erschwert
wird, weil die rostbildenden Agentien bei weitem nicht so leicht einzudringen vermögen, als bei
den früher erzeugten tatsächlich der Fall war. Damit ist aber selbstverständlich auch die Dauer-
haftigkeit des Materials in rostbildender Umgebung entsprechend erhöht, also den angenommenen
Eigenschaften des Gußeisens näher gerückt. Hierbei sei noch bemerkt, daß auch in einem sehr
beachtenswerten Aufsatz über Rostverhütungsmittel (in der Zeitschrift Stahl und Eisen 1898,
S. 882) die Widerstandsfähigkeit glatter und ebener Flächen hervorgehoben wird, die beim ge-
walzten Schmiedeisen entschieden viel günstiger sind als beim Gußeisen.
Bezüglich des Rostschutzes bemerke ich folgendes: Die Wahrnehmung bezw. Anschauung,
nach welcher Gußeisen eine natürliche Rostsicherheit in der sogenannten Brandkruste besitzt,
kann ohne weiteres auf Blech bezogen werden, weil dasselbe ebenfalls von einer Schicht Eisen-
oxyd, sogenanntem Hammerschlag, überzogen ist, das ebenso fest anhaftet, als die Brandkruste
am QGußeisen, dahingegen eine glättere Oberfläche darbietet. Als Rostschutzmittel kommt in
beiden Fällen wohl nur ein teerartiger Überzug in Betracht, der in der Wärme angebracht wird.
Daß dieser, oder überhaupt ein geeignet erscheinender Überzug das schmiedeiserne’ Rohr vor
schneller Zerstörung durch Rost ebensowohl zu schützen vermag als ein gußeisernes Rohr, kann
gar nicht bezweifelt werden, wenn der Überzug in beiden Fällen derselbe, z. B. gleich dick ist,
da ein Unterschied im Haften nicht bestehen kann.
Selbst den durchaus nicht genügend nachgewiesenen Fall vorausgesetzt, daß die jetzigen
Bleche, von Schutzmitteln entblößt, etwas schneller verrosten sollten als Gußeisen, sind meiner
Ansicht die anderen technischen Eigenschaften der geschweißten Blechrohre derart günstiger,
daß sie jedenfalls überall den Vorzug verdienen, wo eine Sicherstellung des Betriebes von Wichtig-
keit und Gefahr durch Zertrümmerung der Leitung infolge äußerer mechanischer Einwirkungen
Druck, Stoß, Senkung u. dgl. nicht vollkommen ausgeschlossen ist,
In der obengedachten Broschüre äußert sich sodann der Direktor der A.G. Ferrum, Janke,
wie folgt:
Kurze Gegenüberstellung der Vorteile nahtlos geschweißter schmiedeiserner Rohre
großen Durchmessers gegenüber Rohren aus Gußeisen für Wasserleitungszwecke aller Art.
Schmied- oder Flußeisenrohre. GußBeisenrohre.
1. Zähes Material von mindestens 22 Prozent 1. Hartes, sprödes Material ohne Dehnung,
Dehnung, daher bruchsicher. daher leicht brüchig.
2. Material von größerer absoluter Festig- 2. Material von geringer absoluter Festigkeit,
keit, daher größere Widerstandsfähigkeit daher gegen Innendruck wenig wider-
gegen Innendruck. standsfähig.
3. Größere Länge der Rohre, bis zu 46 Meter 3. Länge der Einzelrohre nur 4, höchstens
Einzellänge und bis zu 3 Meter Durch- 5 Meter ausführbar, Durchmesser be-
messer, demnach schränkt.
4. Ersparnis an Flanschen- beziehungsweise 4. Größere Anzahl von Flanschen- beziehungs-
Muffenverbindungen. weise Muffenverbindungen.
5. Anwendung vollkommen zuverlässiger 5. Verbindung der Rohre nur auf eine feste
Flanschenverbindungen vielseitigster Kon- und unelastische Flanschenverbindung be-
struktionen. schränkt.
6. Rohrstränge werden mit steigendem Durch- 6. Gußrohre mit steigendem Durchmesser
messer billiger als Gußrohre. teurer als geschweißte Rohre.
7. Weniger Flanschen- beziehungsweise Muf- 7. Mehr Flanschen- beziehungsweise Mufien-
fenverbindungen und geringeres Gewicht, verbindungen, daher Montage teurer.
daher Montage billiger.
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