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b) diese Preisdifferenz zu Gunsten der Verwendung schmied-
eiserner Rohre stetig zunimmt mit der Zunahme der Durch-
messer,
wenn man im Kostenvergleich mit gußeisernen Rohrsträngenin Rechnung zieht, daß man
c)infolge des geringeren Gewichtes der schmiedeisernen
Rohre wesentlich an Fracht,
d)infolge der größeren Länge der Einzelrohre, das heißt der
vielgeringeren AnzahlvonVerbindungsstellen beischmied-
eisernen Rohrsträngen wesentlich an Montagekosten
und dadurch abermals
e) nicht unbeträchtlich an Bauzeit
sparen kann.
Man sieht, daß, wenn diese Frage — Gußrohre contra schmiedeiserne Rohre oder um-
gekehrt — nach der heute an sich ganz klaren Sachlage vielen Ingenieuren bisher noch nicht
Gelegenheit zur Stellungnahme bot, dies wohl weniger an dem Zweifel beteiligter Kreise über die
technische Verwendungsfähigkeit und Überlegenheit des Schmiedeisens als daran liest, daß
die eigentliche, hier einschlägliche Wassergasrohr-Schweißtechnik selber sich erst in relativ jüngerer
Zeit dazu entwickelt hat, glatte Rohre aus Schmied- oder Flußeisenblechen niet- und naht-
los bis zu 46 Meter Länge und von 0,200 bis 3 Meter Durchmesser herstellen zu können, und
daß der industrielle Vorläufer dieser Erzeugnisse, nämlich das früher genietete, allenfalls mit
Koke geschweißte Schmiedeisenrohr immer noch zu mancherlei berechtigten finanziellen und
technischen Einwendungen Anlaß gab, welche nur durch die soeben beregte neue Rohrtechnik
behoben werden konnten.
Herstellung nahtlos geschweißter schmiedeiserner Rohre. Den Anstoß zur Aufnahme und
Entwicklung der Technik rationellen Blechschweißens gab die Erwägung, daß für alle rohr-
förmigen Hohlkörper, die man ihrer großen Durchmesser wegen nicht mehr im Wege des Wal-
zens herstellen kann, sondern aus Blechen zusammennieten muß, eine Nietnaht (in Rohren)
gemeinhin nur mit höchstens 70 Prozent im Handel hergestellt wird, eine gute Schweißnaht
dagegen mit mindestens 90 Prozent der Festigkeit der verbundenen Bleche garantiert werden
kann. Zu diesem Vorteil der höheren Festigkeit kommt noch der fernere hinzu, daß eine ge-
schweißte Naht gegen inneren Druck unter allen Umständen undurchlässiger ist, als eine ge-
nietete, denn das Schweißen ist mit Weben, das Nieten dagegen nurmit Nähen zu
vergleichen. Namentlich jene hohe Festigkeit geschweißter Blechnähte wurde durch die Anwendung
des in den letzten Jahren sehr verbesserten Wassergases erreicht, dessen Flamme in hüttenmänni-
schem Sinne: „vollkommen rein“, das heißt frei von solchen dem Eisen schädlichen Stoffen
(Schwefel ete.) ist, welche sich mit dem Eisen in der Schweißhitze verbinden und seine Güte
herabsetzen.
Nachdem es mittels Entflammung eines Gasgemisches, welches in bestimmter Zusammen-
setzung aus Wassergas und atmosphärischer Luft besteht, wie mit Hilfe sinnreicher Ein-
richtungen, geschickter Handfertigkeit geübter Arbeiter u. s. w. gelang, Schweißnahtfestigkeiten
von mindestens 90 Prozent unter allen Umständen, sowohl beim Schweißeisen als auch bei
Siemens-Martin- und Thomasstahlblechen in Stärken bis zu 4 Millimeter herab sicher zu er-
reichen, ließen sich auch nahtlos geschweißte Rohre mit angebördelten oder aufgeschweißten
Flanschen bis zu 46 Meter Länge und 3 Meter Durchmesser in tadelloser Güte ohne Nietnaht
herstellen.
Die Wandstärke der Rohre ist zwar im allgemeinen nach dem Betriebsdruck der Rohr-
leitung zu bemessen; aber eingehende Versuche, die seitens städtischer Verwaltungen in sehr
sorgfältiger Weise durchgeführt wurden, haben das Ergebnis geliefert, daß in Rücksicht auf die
notwendige Stabilität, das heißt den Widerstand der Rohrleitungen gegen Erddruck oder
sonstige äußere Einwirkung, es sich empfiehlt, für Rohre von 800 bis 1100 Millimeter Durch-
messer eine Wandstärke von 9 bis 12 Millimeter auch dann zu wählen, wenn die Berechnung
eine geringere Dicke zulassen würde. Bei Hochdruckleitungen ist selbstverständlich die durch
Berechnung ermittelte Wandstärke allein maßgebend.
Es sei hier ausdrücklich bemerkt, daß es niemals beabsichtigt wurde, die Fabrikation ge-
schweißter Rohre in einen Wettbewerb mit Fabriken eintreten zu lassen, die nahtlose Rohre aus
Schmiedeisen nach irgend einem Walzverfahren herstellen, deren höchste Fabrikationsgrenzen
aber entweder mit 300 Millimeter Durchmesser, oder, wenn darüber hinausgehend, mit zirka
3 Meter Länge begrenzt sind. Wenn wir auch in unserer Fabrikation bis zu Rohren von 150 Milli-
meter Weite hinuntergehen können, so entspricht doch die Herstellung der weiteren Rohre von
250 bis 300 Millimeter Durchmesser aufwärts bis zu 3 Meter Durchmesser und in Längen über
4 bis 46 Meter dem eigentlichen Grundgedanken der Fabrikation geschweißter Rohre. Beide