Full text: Das Leuchtgas als Mittel zur Versorgung der Städte mit Licht, Kraft und Wärme (Band 4, 1. Heft)

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allen anderen Beleuchtungsarten nicht allein behauptet, sondern sogar sehr gedeih- 
lich entwickelt, und es ist sicher anzunehmen, daß auch in Zukunft die Gasanstalten 
und ihre Rohrnetze in den Städten bestehen bleiben werden und daß sich der 
städtische Tiefbau, so weit es an ihm ist, damit zu befassen haben wird. 
$ 2. Geschichtliches. 
Schon lange Zeit vor der Entstehung der Gasindustrie wurde Leuchtgas in ver- 
einzelten Fällen dargestellt und teilweise regelmäßig benutzt, so von Th. Shirley 
1667, J. J. Becher 1682, Clayton 1682, Hales 1726, Watson 1767, ın den 
Kokereien des Lord Dundonald zu Culroß Abbey 1786, Pickel 1786, Erxleben 1790. 
Die Anfänge der Gasindustrie entwickelten sich ziemlich gleichzeitig 
und teilweise unabhängig voneinander in England, Frankreich, Deutschland und 
Amerika. Dieselben sind mit den Namen William Murdock, Philippe Le Bon, 
F. A. Winzer oder Winsor und Henfrey eng verknüpft. Murdock beleuchtete 
1792 sein Haus in Redruth und 1802 die Fabrik von Boulton & Watt in Soho mit 
Gas. Philippe Le Bon suchte vom Jahre 1796 an die Gewinnung des Gases aus 
Holz einzuführen. Seine Thermolampe erschien 1798 und fand schon 1799 in 
Deutschland*) und 1801 in England Beachtung. Le Bons Schriften wurden in 
das Deutsche übersetzt, und die Thermolampe wurde an vielen Orten benutzt. 
Le Bon starb 1804. Fr. A. Winzer suchte die Erfindung Le Bons in England 
und in Deutschland einzuführen. Er hielt in London Vorträge über Gasbeleuchtung, 
und, nachdem er Murdocks Arbeiten kennen gelernt hatte, gelang es ihm, die 
erste Gasgesellschaft in London 1808 zu gründen. 
In Amerika entdeckte Henfrey 1801 unabhängig von den Vorgängen in 
Europa das Leuchtgas. Er nahm 1802 ein Patent und beleuchtete bereits im 
Oktober 1802 einen öffentlichen Belustigungsort in Richmond. Die Stadt Baltimore 
erhielt 1806 Gasbeleuchtung. Somit ist die erste Stadtbeleuchtung mit Gas zu 
Baltimore in Amerika ausgeführt worden. 
In England war die 1808 gegründete und 1810 vom Parlament bestätigte 
Gasgesellschaft in London 1812 im Begriff, ihr Geschäft wieder aufzugeben, als 
Samuel Clegg, ein Schüler Murdocks, in ihre Dienste trat und durch gründ- 
liche Umänderung der Apparate nach Murdockschem System ein erfolgreiches 
Arbeiten ermöglichte. Man erzählt von ihm, dass er 1813, als die Laternenanzünder 
aus Vorurteil den Dienst verweigerten, die neuen Gaslaternen auf der Westminster- 
brücke selbst angezündet habe, und dass er, um die Gefahrlosigkeit der Gasbehälter 
zu zeigen, mit der Picke ein Loch in die Blechdecke des Gasbehälters geschlagen 
und den entweichenden Gasstrom zum Entsetzen der zweifelnden Kommissionsmit- 
glieder angezündet habe. 
In London entstanden schon 1814 mehrere Konkurrenzgesellschaften. 1817 
erhielt die Stadt Glasgow, 1824 Manchester und 1826 Birmingham die Gasbeleuch- 
tung, nachdem dieselbe inzwischen auch schon in anderen Städten Englands Ein- 
gang gefunden hatte. 1849 erschien zum erstenmal das „Journal of gaslighting“ 
in London. 1853—54 einigten sich in London die miteinander konkurrierenden 
Gasgesellschaften dahin, daß sie ihre Rohrnetze auf bestimmte, voneinander getrennte 
Distrikte beschränkten. 1869 wurde die Anzahl der Gasgesellschaften in London 
durch Verschmelzung mehrerer derselben erheblich verkleinert und der Bau einer 
sehr großen Gasanstalt zu Beckton bei London begonnen. Dieselbe kam im 
Dezember 1870 in Betrieb. 1875 wurde die sogenannte „sliding scale“ (gleitende 
*) Blochmann, G.M.S8. Beiträge zur Geschichte der Gasbeleuchtung etc. Dresden 1871. 8.34. 
 
	        
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