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Jahre 1881 nur vier Fabriken zum elektrischen Lichte übergegangen seien, von
denen aber drei alsbald wieder zum Gaslichte zurückkehrten, so daß nur eine
Anlage mit elf Bogenlichtern übrig blieb. Das elektrische Bogenlicht, welches in
Gestalt von starken Einzellichtern (Serrinsche Lampe) schon seit vielen Jahren
bekannt war, aber im allgemeinen nur wenig Aufnahme gefunden hatte, zog in
den Jahren 1878—84 die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Die Gasindustrie
sah sich veranlaßt, als Konkurrenzmittel gegen dasselbe starke Lichtquellen zu
schaffen. Schon im Jahre 1878 erschienen der Suggsche Doppelargand- und der
Lacarierresche Brenner. Die Siemensschen Regenerativbrenner traten 1879 in
die Reihe der Beleuchtungsmittel ein *).
Die elektrische Beleuchtung laborierte damals noch am Problem der „Teilung
des Stromes“. Als dasselbe etwas später durch die Siemenssche elektrische
Differenziallampe und zahlreiche Systeme von Bogenlampen, sowie auch durch die
Edisonsche elektrische Glühlampe gelöst erschien, fing man an, fast mitleidig der
Gasbeleuchtung nur noch eine kurze Lebensfrist zuzugestehen, trotzdem für den Gas-
fachmann die praktischen Erfahrungen nach dem ersten Auftreten der Reklame für
das elektrische Licht gezeigt hatten, daß diejenigen Autoritäten recht behielten,
welche infolge der Konkurrenz ein gesteigertes Lichtbedürfnis und eine erhebliche
Zunahme des Gasverbrauches erwartet hatten.
Als die elektrische Beleuchtung durch zahlreiche Verbesserungen dahin ge-
langte, daß ganze Stadtbezirke von einem Zentralpunkte aus beleuchtet werden
konnten und einige derartige Zentralen in New-York, Berlin, Dessau, Hannover,
Köln, Düsseldorf und an anderen Orten errichtet wurden, trat etwa in den Jahren
1886—91 die Konkurrenz in ein ernsteres Stadium, zumal da die Sympathieen des
Publikums der Elektrizität zugewendet waren und mancher Konsument die hohen
Rechnungsbeträge für den verbrauchten elektrischen Strom willig bezahlte, der
früher die viel niedrigeren Gasrechnungen mit Vorliebe als zu hoch bemängelt hatte.
Bei dieser Lage der Dinge erschienen im Gasfache zahlreiche sogenannte
invertierte BRegenerativbrenner, deren abwärts gerichtete Flammen vorzügliches
Licht bei verhältnismäßig niedrigem Gasverbrauche entwickelten. Die Namen der
Wenham-, Siemens-, Westphal-, Bower-, Butzke- und anderer Lampen sind
noch in frischer Erinnerung. Von sehr großer Bedeutung war die seit 1891 erfolgte
wesentliche Verbesserung des Auer v. Welsbachschen Gasglühlichtes, welches
sich denn auch trotz eines verhältnismäßig hohen Anschaffungspreises und trotz
der Zerbrechlichkeit des Glühkörpers mit phänomenaler Schnelligkeit verbreitete
(vergl. $ 29).
Wie wenig die Untergangsprophezeiungen für das Gasfach zutreffend gewesen
sind, geht daraus hervor, daß seit dem Jahre 1878 der Gasverbrauch sich in vielen
Städten verdoppelt hat (z. B. in London). Aber auch eine andere vielverbreitete Mei-
nung ist hinfällig, daß nämlich die Gasindustrie vor der Zeit des elektrischen Lichtes
gewissermaßen geschlafen habe, und daß sie erst durch das elektrische Licht über-
haupt zu energischen Fortschritten angeregt sei. Das elektrische Licht hat im
Publikum das Bedürfnis nach „mehr Licht“ erweckt, und demgemäß hat man
größere und verbesserte Gasbrenner schaffen müssen. Die innere technische Ent-
wickelung des Gasfaches war aber gerade in der Zeit kurz vor dem Auftreten des
elektrischen Lichtes durchaus intensiv. Die Fortschritte traten nur äußerlich wenig
hervor, weil der Gang der Fabrikation schon durch Murdock, den Mitarbeiter
von James Watt, derartig ausgebildet war, daß man stets wieder im wesent-
lichen darauf zurückkam. Murdock war in der That „ein Genie solcher Art,
*) Buhe, A. Die Entwickelung der Regenerativbrenner ete. Journ. f. Gasbel. 1889, 8. 577.
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