Object: Das Leuchtgas als Mittel zur Versorgung der Städte mit Licht, Kraft und Wärme (Band 4, 1. Heft)

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Gasfelder nach Chicago zu ausgeführt hat, welche die Möglichkeit gewährt, den 
natürlichen Gasdruck, welcher in den Brunnen etwa 21,1 Bnosnharn beträgt, auf 
das Doppelte zu erhöhen, um dadurch der langen, doppelten Röhrenleitung nach 
Chicago einen möglichst kleinen Durchmesser, nämlich von nur 8” engl. (= 203 mm), 
geben zu können. 
„Es waren zur Zeit etwa 50 Gasbrunnen von ca. 1000° = 304,8 m Tiefe in 
Betrieb. Ein sogen. kleiner Brunnen hatte eine Leistung von ca. 57000 cbm in 
24 Stunden, also ungefähr die Produktionsfähigkeit der Gasanstalt Chemnitz; der 
größte Brunnen ergab ca. das 4- bis 5Sfache, also ca. 275000 cbm, also mehr, wie 
die großen Gaswerke in Hamburg in 24 Stunden leisten können. 
„Man ließ in meiner Gegenwart einen solchen Gasbrunnen abblasen, indem 
man den eisernen Pfropfen, der das 3zöllige Brunnenrohr oben verschloß, abdrehte 
und eine Holzplanke aus der kleinen hölzernen Bude, die das Bohrloch umgiebt, 
herausschlug. Vorher hatte man mich aber ermahnt, anfangs nur ja die Finger 
dicht in die Ohren zu stopfen, da der Knall, mit dem ein Gas von ca. 40 Atmo- 
sphären Spannung abbläst, dem einer scharfen Explosion gleichkommt. An jenes 
Ausblasen wurde ich kürzlich erinnert, als ich in einer amerikanischen Gaszeitung 
las, daß beim Erbohren eines der stärksten Brunnen in den Indiana-Gasfeldern der 
Bohrer herausgeschleudert sei und das Getöse durch den riesigen Gasstrom wilde 
Aufregung in einem Umkreise von mehreren Meilen verursacht hätte. Derselbe 
Autor teilt über die von Greentown nach Chicago führende doppelte Rohrleitung 
mit, daß ihre Länge bis zur Stadtgrenze von Chicago 185 km beträgt und 12,7 Mark 
für 1 lauf. Meter gekostet hat. Die Wandstärke der Rohre beträgt 8 mm; die 
Dichtigkeitsprobe ergab bei 42 Atmosphären Anfangsdruck nach 3—4 Tagen nur 
0,35 Atmosphären Druckverlust, d. i. ca. 0,83°%0 des in den Rohren enthaltenen 
Gasquantums. Im Betriebe wird der Verlust auf höchstens 1°%b geschätzt. Die 
größte Menge Gas, welche durch diese Rohre transportiert werden kann, soll bei 
40 Atmosphären Anfangs- und 20 Atmosphären Enddruck ca. 20000 cbm für die 
Stunde und jedes Rohr betragen. Wenn man diese Gasmenge durch Gasmotoren 
in Kraft umgesetzt denkt, so repräsentiert die 185 km lange Druckleitung eine 
Fernleitung der Kraft, welche bisher noch durch kein anderes Mittel erreicht 
ist. Die Entfernung von 185 km ist um 10 km größer als die von Lauffen am 
Neckar nach Frankfurt a. M., welche bei der berühmten Uebertragung von 
ca. 100 Pferdestärken durch den elektrischen Strom im Jahre 1890 in Betracht 
kam. Die übertragene Kraft kann zu ca. 70000 Pferdestärken angenommen werden, 
so daß die bisher durch Elektrizität übertragenen Kräfte dagegen verschwindend 
klein sind.“ 
Trotzdem das Naturgas in so gewaltigem Maße in der Gegend von Pittsburgh, 
in Ohio und Indiana in Betracht kommt, ist es dennoch nicht im stande, die Stein- 
kohlengas-Fabrikation einerseits und die Verwendung der rohen Steinkohle zum 
Feuern von Dampfkesseln u. dgl. andererseits zu ertöten. Es findet seine Ver- 
wendung neben den konkurrierenden Leucht- und Heizstoffen, und die Inhaber der 
Naturgasquellen tragen Sorge, die allmählich abnehmende Ergiebigkeit der Gas- 
brunnen durch neue Bohrungen, durch Pumpvorrichtungen und andere künstliche 
Mittel zu ergänzen. 
Auf dem europäischen Kontinente hat man bei Wels und Pernau in Oesterreich 
natürliche Gasquellen erbohrt. Dieselben haben jedoch noch keine Bedeutung für 
die Leuchtgas-Industrie erlangt. 
Durch die amerikanischen Naturgasanlagen ist besonders klar erwiesen, in wie 
hohem Maße große Gasmengen mit verschwindend kleinen Verlusten auf sehr große 
Entfernungen durch Rohre fortgeleitet werden können, und wie schwer es ist, ein 
 
	        
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