Full text: Das Leuchtgas als Mittel zur Versorgung der Städte mit Licht, Kraft und Wärme (Band 4, 1. Heft)

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Apparate verdampft und dem Gasstrome zugeführt. Das Gemisch beider wird unter 
Umständen nochmals erhitzt, um eine nachträgliche Ausscheidung der leuchtkräftigen 
Bestandteile zu verhüten. Als Karburationsmittel werden Basar die leichtesten 
Bestandteile des Rohpetroleums, des Braunkoblenteers und des Steinkohlenteers 
benutzt. In neuerer Zeit ist, vorzugsweise auf Anregung von H. Bunt te, auch das 
Benzol dazu verwendet worden. Der Preis aller dieser Materialien ist sehr großen 
Schwankungen unterworfen; auch ist es äußerst schwierig, stets wo so eleichartipe 
Flüssigkeit zu erlangen, wie es für die Anwendung im großen zur Erzielung einer 
wohlgeordneten Betriebsführung erforderlich ist. Die Namen der Karburations- 
flüssigkeiten und ihre chemische Zusammensetzung sind recht mannigfaltig, und über 
ihre Brauchbarkeit kann in der Regel nur eine probeweise Benutzung Aufschluß 
geben. Bezeichnungen, wie Benzin, Naphtha, Petroleumäther, I Petroleumspiritus, 
Karbür u. dgl., lassen meist nur einen sehr ungenauen Schluß auf die wirkliche Be- 
schaffenheit der Flüssigkeit zu. 
Ueber die Karburation befindet sich schon im Jahrgang 1862 Ss. 338) des „Journa 
für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung“ unter der aubrik ‚Rundschau ee: 
Aeußerung: Diese Gaskarburation läuft nun bald 30 Jahre neben unserer ale her; 
kein Foliant würde ausreichen, die Beschreibungen der Patente und die Darstellungen 
ihrer ungeheuren Vorzüge aufzunehmen, und noch immer hat sie es zu nichts ge- 
bracht. Daß man die Leuchtkraft eines Gases durch Sättigung mit Kohlenwasser- 
on. steigern kann, ist eine unbestreitbare 'Thatsa ‚che aber daß wir bis jetzt 
keine Biareichönd billige Flüssigkeit besitzen, welche vollkommen ver Se t, daß 
die Dämpfe, welche vom Gase aufgenommen werden, sich bei längerem Laufe durch 
die Röhr enleitungen wieder niederschlagen, daß die Anwendung der leicht tverdunsten- 
den flüssigen Kohlenwasserstoffe mit einer gewissen Gefahr verbunden, daß endlich 
nur in ganz ausnahmsweisen Fällen das Bedürfnis nach karburiertem Gase vorhan- 
den ist, das verschweigen die Herren Advokaten der Karburation, und das sind die 
Kardinalursachen, warum das Verfahren es bis jetzt nirgends zu einem eigentlichen 
Erfolg hat bringen können.“ 
In neuester Zeit hat die Karburation des gewöhnlichen Steinkohlengases auf 
den Gasanstalten in der Weise Verbreitung gefunden, daß man durch Zuführung 
kleiner Mengen von Benzoldämpfen die Deuohikraft nur um ein kleines Maß von 
wenigen Kerzen erhöht und sich dadurch von der veränderlichen Beschaffenheit der 
zur Vergasung gelangenden Steinkohle unabhängiger macht, als bisher. 
Die Karburation von Wassergas durch Zuführung sehr großer Mengen von 
Dämpfen aus Petroleumrückständen ist in großem Maßstabe in Amerika gebräuchlich. 
$ 13. Benutzung von Sauerstoff zur Erzielung höherer Lichteffekte. 
Nachdem das Drummondsche Kalklicht im Jahre 1826 bekannt geworden 
war, sind wiederholt Versuche gemacht worden, das Knallgas aus Wasserstoff und 
Sauerstoff zur Beleuchtung im großen in der Weise nutzbar zu machen, daß man 
Körper aus Kalk, Magnesia, Zirkon, Platin u. dgl. im Knallgasgebläse zum Glühen 
brachte*). 
Die Stadt Narbonne in Frankreich war von 1851—64 durch Knallgas beleuchtet, 
welches in Brennern mit Aufsätzen aus Platinnetzen zur Wirkung kam. 
Später versuchte man karburiertes Steinkohlengas oder es im Sauer- 
stoffstrom zu verbrennen und dadurch das gewöhnliche Steinkohlen-Leuchtgas zu ver- 
drängen. Tessi6 du Motai trat 1866 mit einer Erfindung hervor und brachte es 
*), Blochmann, a. a. O., 8. 84. 
  
 
	        
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