Full text: Das Leuchtgas als Mittel zur Versorgung der Städte mit Licht, Kraft und Wärme (Band 4, 1. Heft)

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dahin, daß 1870 in Paris mehrere Hauptstraßen mit seiner neuen Beleuchtung versehen 
werden sollten. Dieses Vorhaben wurde durch den deutsch-französischen Krieg ver- 
eitelt. In Wien wurde 1871 ein derartiger Versuch auf dem Bahnhofe der Kaiserin- 
Elisabeth-Bahn gemacht. Die Bemühungen scheiterten an den zu hohen Herstellungs- 
kosten des Sauerstoffes und an der Notwendigkeit, entweder ein zweites Rohrsystem 
neben dem Gasrohrnetze anzulegen oder aber’ den Sauerstoff im komprimierten Zu- 
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stande in Transportgefäßen an die Verbrauchsstellen zu bringen“). 
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Darstellung des Leuchtgases in den Kohlenrevieren. 
Die Darstellung des Gases in den Kohlenrevieren und seine Fort- 
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leitung nach den Städten ist mehrmals vorgeschlagen, aber noch nirgends aus- 
geführt worden. Schon 1828 tauchte das Projekt auf, das Gas unmittelbar in der 
Nähe der Kohlengruben zu Staffordshire in einer einzigen großen Gasanstalt zu er- 
zeugen. und es durch eine Rohrverbindung, welche die Länge von 110 englischen 
Meilen (= 179 km) hätte, nach London zu führen **). 
Am bekanntesten dürfte das Projekt des Zivilingenieurs A. Pütsch geworden 
sein, wonach die Stadt Berlin mit Heizgas versorgt werden sollte, welches man in 
den bei Fürstenwalde vorhandenen Braunkohlenrevieren herstellen und mittels einiger 
1,25 m weiten und ca. 50 km langen Rohrleitungen unter etwa !/a Atmosphäre Druck 
nach der Stadt leiten wollte***). Die Gasmenge war auf jährlich 269000000 ebm 
veranschlagt, der Kraftbedarf zur Fortleitung desselben auf 1400 Pferdestärken. 
Prinzipiell ist gegen dieses System einzuwenden, daß das Gas nur einen 
kleinen Teil vom Gewichte der Kohle ausmacht (bei Steinkohlen nur ca. 15%) 
und daß große Mengen von Koke, Teer und Ammoniakwasser verkäuflich 
bleiben, die auf Eisenbahnwagen oder Schiffen nach ihren Verbrauchsstellen be- 
fördert werden müßten. Anstatt nun diese Massengüter zu verfrachten, befördert 
man lieber die Steinkohlen direkt von der Zeche aus, bringt sie möglichst ohne 
Umladung auf Eisenbahnen oder Schiffen nach den Städten und führt damit den 
Rohstoff nicht allein für Gas, sondern auch für Teer und Ammoniak von den Pro- 
duktions- zu den Konsumtionsorten. Zu einem Kostenvergleich zwischen dem Trans- 
port des Gases durch Rohrleitungen und dem jetzigen Verfahren des Transportes 
von Kohle und ihrer nachherigen Vergasung darf jedenfalls nur die Frachtersparnis 
für das Gewicht des Gases in Rechnung gestellt werden. Dieser Ersparnis würde 
die Verzinsung und Amortisation der Kosten für die Rohrleitung und der Aufwand 
für die mechanische Betriebskraft gegenüberstehen, welche erforderlich ist, um das 
Gas durch lange Rohrleitungen zu treiben. Trotzdem in Amerika viele sehr lange 
Hochdruck-Gasleitungen bestehen und auch in manchen europäischen Städten große 
Gasmengen unter künstlich erhöhtem Drucke fortbewegt werden, so hat doch das 
Projekt, das Gas in den Kohlenrevieren zu erzeugen und von da nach den Städten 
zu leiten, zunächst keine Aussicht auf Verwirklichung. 
$ 15. Tragbares Gas. 
Schon von Murdock wird berichtet, daß er auf nächtlichen Fahrten das 
Leuchtgas in einer Schweinsblase mitnahm und ein kleines Flämmchen zur Beleuch- 
tung seines Fahrzeuses damit unterhielt. Außerdem hat man in der ersten Ent- 
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*) Schilling, N.H. Handbuch der Steinkohlengasbeleuchtung. 3. Aufl. München 1878—79. 
S. 171—173. — Journ. f. Gasbel. 1870, 8. 493, 538; 1871, 8. 231, 265, 436, 881; 1873, 8. 25; 1886, 8. 633. 
**) Blochmann, a. a. O., 8. 108: 
”*=*, Journ. f. Gasbel. 1880, S. 335. — Rohrleger, 1880, S. 133. 
 
	        
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