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3. Kapitel.
Darstellung und Verteilung von Steinkohlen-Leuchtgas.
5 16. Allgemein gebräuchliche Art der Darstellung und Verteilung von
Steinkohlen-Leuchtgas.
Aus der Entwickelungsgeschichte der Gasfabrikation geht hervor, daß es weder
ein bloßer Zufall, noch auch eine Folge von Trägheit ist, daß die Leuchtgasberei-
tung auch heute noch nach derjenigen Methode erfolgt, welche vor 100 Jahren (im
Jahre 1792) William Murdock anbahnte. Der Umstand, daß die Herstellungs-
weise äußerst einfach und altmodisch erscheint, ist der beste Beweis dafür, daß mit
vielem Scharfsinn an der Verbesserung derselben gearbeitet worden ist. Von den
Retortenöfen an, durch die Apparate der Kondensation, der Waschung und der
Reinigung bis zu den Gasbehältern, Druckregulatoren, Laternen, Brennern, Gas-
messern u. s. w. sind unablässig zahlreiche V erbesserungen gemacht worden. Trotz-
dem bleibt das ganze Gepräge der Herstellungsweise dasselbe wie zu Murdocks
Zeiten. Aber wer macht der Dampfmaschinentechnik einen Vorwurf daraus, daß die
Dampfmaschinen noch heute mit Cylinder, Kolbenstange und vielfach noch mit dem
D-Schieber oder dem oseillierenden Cylinder Murdocks arbeiten? Wer durch die
neuen Gasanstalten großer Städte mit technischem Verständnis wandelt und damit
die Anlagen eines Murdock vergleicht, der wird den Abstand zwischen beiden
sicherlich ebenso groß empfinden, als zwischen unseren heutigen dreicylindrigen
Dampfmaschinen und der ersten Maschine Watts*).
Im Vergleich zu seinen Konkurrenten aller Art besitzt das gewöhnliche Stein-
kohlengas eine sehr vielseitige Verwendbarkeit und hält in seinen Eigenschaften
fast in jeder Beziehung die goldene Mittelstraße ein. Es läßt sich leicht in großen
Mengen durch Rohrleitungen verteilen und ist für einen mäßigen Preis herstellbar.
Die bei der Fabrikation entstehenden Nebenprodukte, Koke, Steinkohlenteer und
Ammoniakwasser, sowie auch ausgebrauchte Reinigungsmasse haben einen so hohen
Handelswert erreicht oder können durch Weiterverarbeitung auf den Gasanstalten
selbst so gut verwertet werden, daß dadurch der Einkaufspreis des Rohmaterials,
der Steinkohlen, zum großen Teile aufgewogen wird. Besonders in früheren Zeiten,
wo diese Nebenprodukte noch keiner so großen Konkurrenz von seiten der Kokereien
unterworfen waren, wie in neuerer Zeit, haben manche günstig gelegene Gasanstalten
mitunter mehr Geld aus den Nebenprodukten erlöst, als die Steinkohlen gekostet
hatten, so daß vom Erlöse aus dem Verkaufe des Gases nur die Arbeitslöhne und
Fabrikationskosten, aber keine Kosten für das Rohmaterial zu tragen waren. In
neuerer Zeit bleibt allerdings in der Regel nach Abzug des Gewinnes aus den
Nebenprodukten ein erheblicher Anteil von den Kosten der Steinkohle übrig.
$ 17. Nebenprodukte.
Die Gasanstalten in ihrer jetzigen Gestalt haben daher nicht allein als Licht-,
Wärme- und Kraftzentralen durch die Verwendung des Gases eine Bedeutung,
sondern sie sind auch Zentralen für die Versorgung der Städte mit festem Brenn-
stoffe in Gestalt von Koke und geben den Rohstoff zu der großartig entwickelten
*) Oechelhäuser, W. v. Die Steinkohlengasanstalten etc. 2. Aufl. Dessau 1898. 8. 3.