Full text: Das Leuchtgas als Mittel zur Versorgung der Städte mit Licht, Kraft und Wärme (Band 4, 1. Heft)

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$ 27. Lichtbedürfnis. 
Die Ansprüche an die Helligkeit einer Beleuchtung sind in den letzten drei 
Jahrzehnten sehr gestiegen. In den Wohn- und Geschäftsräumen begnügte man sich 
früher mit einzelnen Stearin- oder Wachskerzen, dann mit kleinen Oellämpchen 
oder Petroleumflachbrennern. Jetzt findet man daselbst Petroleumblitzlampen oder 
Gasglühlichtbrenner. Auf den Straßen, wo früher der Gasbrenner von 1411 
stündlichem Konsum herrschte, und wo Laternenabstände von 50 bis 100 m keine 
Seltenheit waren, betrachtet man Gasbrenner mit 200 1 stündlichem Konsum und 
40 bis 50 m Laternenabstand als eine für Nebenstraßen geeignete Beleuchtung. In 
den Hauptstraßen findet man Schnittbrenner mit 400 bis 5001 stündlichem Konsum, 
Regenerativlampen, Gasglühlichtbrenner oder elektrische Bogenlampen. Auf Eisen- 
bahn-Güterbahnhöfen, die früher nur dürftig beleuchtet wurden, strahlen zahlreiche 
elektrische Bogenlampen oder Gasintensivbrenner ein Licht aus, welches genügt, 
um an jeder Stelle des Bahnhofes die Aufschriften auf Zetteln und Frachtbriefen 
lesen zu können. 
Die gesteigerten Ansprüche an die Helligkeit der Beleuchtung sind zum Teile 
aus bloßer Angewohnheit entstanden und als Luxus zu betrachten; zum Teile jedoch 
sind sie durch den gesteigerten Verkehr bedingt. Auf Straßen, welche von wenigen 
Fußeängern belebt werden, genügt eine spärliche Beleuchtung, etwa, wie sie als 
sogen. Nachtbeleuchtung auch jetzt nach Ablauf der Hauptverkehrszeit gebräuchlich 
ist. Auf Straßen mit großstädtischem Verkehr, wo Pferdebahnwagen, Droschken, 
Luxus- und Arbeitsfuhrwerk, Reiter, Fußgänger und Radfahrer sich durcheinander 
bewegen, wird oft die beste und hellste der jetzt gebräuchlichen Straßenbeleuch- 
tungen noch als ungenügend empfunden, weil in dem bunten Straßengewirre ein 
fortwährendes Wechselspiel von Licht und Schatten herrscht, welches Uebergänge 
vom Dunkeln ins Helle und vom Hellen ins Dunkle schafft, denen das menschliche 
Auge sich nicht schnell genug anpassen kann. Als in den Jahren 1878—81 einzelne 
Hauptstraßen mit Intensivbrennern und elektrischen Bogenlampen ausgestattet wurden, 
stellte es sich sofort als notwendig heraus, auch die benachbarten Zweigstraßen 
in der Weise heller zu beleuchten, daß ein allmählicher Uebergang von der hellen 
Intensivbeleuchtung auf die mattere, gewöhnliche Straßenbeleuchtung geschaffen 
wurde, weil sonst beim Uebergange von Fuhrwerk aus den helleren in die dunkleren 
Straßen es den Kutschern unmöglich war, die ihnen entgegenkommenden Passanten 
und Wagen genügend zu unterscheiden. Das menschliche Auge brauchte längere 
Zeit, um sich an den Uebergang vom Hellen ins Dunkle zu gewöhnen, als ihm im 
Verkehre gewährt wurde. 
Nach Professor Cohn ist die Beleuchtungsstärke von 10 Meterkerzen”*) noch gerade 
ausreichend zum Lesen. Bei 50 Meterkerzen hat man den Eindruck der Tageshelle. 
In der Praxis erfolgt die Verteilung der Flammen meist nach Erfahrungen 
und nach Vorbildern ausgeführter Anlagen. Für Festräume rechnet man etwa auf 
je 25 cbm Rauminhalt eine Flamme von 12—16 Lichtstärken””). 
$ 28. Verteilung des zur Beleuchtung dienenden Gaskonsums. 
Da in den meisten Fällen der überwiegend größte Teil des gesamten Gas- 
konsums zur Beleuchtung benutzt wird, so sind die in Kap. 6 behandelten 
*) 1 Meterkerze ist diejenige Helligkeit, welche die Lichtstärke von 1 Normalkerze in Im 
Entfernung hervorbringt. Die Helligkeit nimmt bekanntlich mit dem Quadrate der Entfernung 
von der Lichtquelle ab. 
**) Näheres siehe in: Schilling, E. Nachtrag zu N. H. Schillings Handbuch. München 
1892. 8.109 u. f. 
  
  
 
	        
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