Full text: Das Leuchtgas als Mittel zur Versorgung der Städte mit Licht, Kraft und Wärme (Band 4, 1. Heft)

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zentralen hinsichtlich der Stärkung des Kleingewerbes geknüpft worden sind, können 
als sehr abgeschwächt angesehen werden, seitdem man an wirklich ausgeführten 
Kraftzentralen mit Druckluft, Druckwasser oder Elektrizität wahrzunehmen Gelegen- 
heit gehabt hat, wie schwer es ist, einen größeren Kreis von Kraftabnehmern zu- 
sammenzubringen. 
In gleichem Sinne schreibt W. v. Oechelhäuser*): „Wenn somit die Gas- 
anstalten dem wachsenden Kraftbedarf nach jeder technischen und wirtschaftlichen 
Seite vollkommen gewachsen sind, so beweist doch andererseits gerade unsere mehr 
als zwanzigjährige Praxis in der Gasverteilung, daß das Bedürfnis nach Kleinmotoren 
für das Handwerk ganz bedeutend überschätzt oder mindestens übersehen wird, 
daß hierfür nicht nur der Preis der Betriebskraft allein maßgebend ist, der in der 
überwiegenden Mehrzahl der Fälle zu Gunsten der Gasmotoren spricht, sondern daß 
mit Anwendung der Maschinenkraft gewöhnlich eine ganze Umänderung der Be- 
triebswerkzeuge und Betriebsweise stattfinden muß. Und hierbei sprechen weitere 
Anlagekosten, und vor allen Dingen auch der Unternehmungsgeist mit, welche 
sich nicht so schnell, wie auf dem Papier, in der Wirklichkeit entwickeln lassen, ganz 
abgesehen davon, wie weit das Bedürfnis nur in sozialpolitischen Phantasieen zu 
suchen ist.“ 
Die Gasanstalten gewähren als Kraftzentralen eine an jedem Punkte des Ver- 
sorgungsgebietes leicht zu entwickelnde billige Betriebskraft. Jede im Beleuchtungs- 
bezirke einer Gasanstalt anzulegende Kraftzentrale anderer Art hat mit diesem Um- 
stande zu rechnen, und es ist zu beachten, daß die Verbesserungen in der Bauart der 
Gasmotoren, die Erleichterungen bei der Anlage derselben und die Ermäßigungen 
des Gaspreises für dieselben noch immer fortschreiten, so daß der Gasmotor auch 
in Zukunft konkurrenzfähig bleiben wird. 
Die Anzahl der in Deutschland vorhandenen Gasmotoren wurde im Jahre 1891 
von W. v. Oechelhäuser auf Grund einer Umfrage zu ca. 18000 Stück mit 
60000 Pferdestärken ermittelt. Für 1892 nahm derselbe Verfasser ca. 70.000 Pferde- 
stärken an. F. Schäfer nimmt im Jahre 1894 für Deutschland 22000 Gasmotoren mit 
80000 Pferdestärken als untere Grenze an**). Die Gasmotorenfabrik Deutz hatte 
in Deutschland bis zum Jahre 1894 allein 13120 Gasmotoren geliefert. Nach 
J. Sommerville hat in England die Fabrik von Crossley Brothers bis 1895 etwa 
24400 Gasmotoren fabriziert und die Fabrik von Andrew ca. 7000 Stück. Eine 
große Anzahl von kleineren Fabriken befasst sich mit dem Bau von Gasmotoren, 
und die Mannigfaltigkeit der Systeme ist übergroß. Der „Otto-Motor“‘, welcher 
im Jahre 1876 seinen Siegeszug durch alle zivilisierten Länder begann, und welcher 
lange in seiner einfachsten Form den ersten Platz behauptete, ist wesentlich ver- 
bessert - worden, und der Satz von rund 1 cbm Gas für die Bremspferdestärke ist 
veraltet. Man rechnet selbst bei kleineren Motoren auf einen Gasverbrauch von 
0,6—0,8 cbm Gas für eine Pferdestärke. 
$S 31. Anwendungsgebiet für die Gasmotoren. 
Bisher war man meist daran gewöhnt, die Gasmotoren nur als Betriebskraft 
für das Kleingewerbe in Betracht zu ziehen. Nachdem jedoch der Bau von großen 
Gasmotoren, bis zu 200 Pferdestärken in Deutschland und bis zu 600 Pferdestärken 
in England, durchgeführt ist, und seitdem man 40—60pferdige Gasmotoren zahlreich 
*) Die Steinkohlengasanstalten ete. 2. Aufl. 8. 25. 
**) Siehe: Schäfer, F. Die Kraftversorgung der deutschen Städte durch Leuchtgas. 
München 1894. 
  
  
  
 
	        
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