Full text: Das Leuchtgas als Mittel zur Versorgung der Städte mit Licht, Kraft und Wärme (Band 4, 1. Heft)

  
  
  
  
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angewendet findet, muß man sich mit dem Gedanken vertraut machen, daß die 
Gasmotoren auch in der Großindustrie mit der Dampfmaschine und der Wasserkraft 
in Wettbewerb treten. Hierbei wird allerdings das Leuchtgas aus den städtischen 
Gasanstalten nur in beschränktem Maße in Betracht kommen, weil es durch die 
auf seiner Herstellung und Verteilung ruhenden hohen Anlagekosten und allgemeinen 
Unkosten zu sehr verteuert wird. Vielmehr wird ein möglichst billiges Gas in 
unmittelbarer Nähe des Motors erzeugt werden müssen, wie es jetzt in Gestalt des 
Dawson-Gases schon vielfach im Gebrauch ist. 
Die Gasmotoren, „welche ursprünglich geschaffen wurden, um das in den 
städtischen Gasanstalten überall leicht benutzbare Gas für die Krafterzeugung dienstbar 
zu machen, haben gewissermaßen ihre Kindheit durchlebt und treten nun als selb- 
ständige Maschinengattung auf, die eine Veranlassung zur Errichtung von einzelnen 
Gasanlagen schafft. Diese Gasanlagen können dann gleichzeitig zur Beleuchtung 
und Heizung dienstbar gemacht werden und stehen also dann im Wettbewerb mit 
den öffentlichen Gasanstalten und den Anlagen zur Erzeugung des elektrischen 
Lichtes. Die Errichtung eigener Gasanstalten, welche in früheren Zeiten für große 
gewerbliche Etablissements üblich war, dann aber durch die Vervollkommnung des 
elektrischen Lichtes zurückgedrängt wurde, kommt demnach durch die Gasmotoren 
wieder in Aufnahme. 
Das Anwendungsgebiet der aus öffentlichen Gasanstalten gespeisten Gasmotoren 
erstreckt sich auf alle Betriebe, in denen man sonst Dampfmaschinen oder Heiß- 
luftmaschinen anwenden würde, und man kann annehmen, daß .der Bau von Heiß- 
luftmaschinen durch die Einführung der Gasmotoren fast ganz’ unterdrückt ist. 
Der Gasmotor besitzt der Dampfmaschine gegenüber den wichtigen Vorzug, 
daß er zu jeder Tageszeit schnell in Bewegung gesetzt werden kann, während dies 
bei der Dampfmaschine nur nach vorherigem mehrstündigem Anheizen des Dampf- 
kessels möglich ist. Infolgedessen eignet sich der Gasmotor besonders gut für inter- 
mittierenden Betrieb. 
Besonders hervorzuheben sind noch folgende drei Verwendungsarten der Gas- 
motoren, welche seit einigen Jahren die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben: 
zum Betriebe von städtischen Elektrizitätswerken *), von städtischen Wasserwerken **) 
und zur Bewegung von Straßenbahnfahrzeugen***) und Schiffen r). 
$ 32. Verteilung der Gasmotoren nach Gewerben. 
Auf Grund einer Umfrage bei 36 deutschen Gasanstalten gibt F. SchäferTy) 
im ganzen 170 verschiedene Gewerbe, bezw. Betriebszwecke an, denen der Gasmotor 
dienstbar gemacht ist. 
Dieselbe Umfrage, welche sich auf 2323 Gasmotoren bezog, ergab folgende 
Verteilung nach Gewerben oder Betriebszwecken von 2231 jener Gasmotoren: 
*) Journ. f. Gasbel. 1891, 8. 556 u. 617; 1894, S. 324. 
”*, Vgl. Bd. II, Abt. I, 8. 671—673 des „Städtischen Tiefbaus“. — Ferner: Die Berechtigung 
des Gasmotorenbetriebes zur Erzeugung elektrischer Energie. Vortrag von Joh. Körting. Journ. 
f. Gasbel. 1896, S. 529 u. f. 
***), Journ. f. Gasbel. 1893, S. 505, 208, 201, 205 u. 509. 
T) Journ. f. Gasbel. 1895, S. 241. 
tr) Schäfer, F. Die Kraftversorgung der deutschen Städte durch Leuchtgas. 8. 15 u. f. — 
Journ. f. Gasbel. 1894, S. 318. 
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