86
fad schmecken, weil die ganze freie Kohlensäure verschwindet. Man kann aber einem
solchen Wasser künstlich wieder freie Kohlensäure zuführen.
Die Beseitigung der freien Kohlensäure und des freien Sauerstofis beim Enteisenungs-
prozeß hat übrigens den Vorteil, daß sie die Angriffskraft des Wassers auf Rohre und
Mörtelmaterialien vermindert.
In Reading (Mass.) stammte das Wasser nach Eng. Record vom 30. September 1899
aus Sammelgalerien. Der Eisengehalt trat als Sulfat auf und der Geruch und das
Aussehen des Wassers verschlechterte sich mit der Zeit. Dem Wasser wurde zunächst
Kalkmilch zugesetzt, dann floß es durch einen Raum, in welchem es durch ein Ge-
bläse gelüftet wurde und blieb danach etwa 1 Stunde in einem Ablagerungsbecken.
Schließlich durchlief es Schnellfilter. Die Ausscheidung des zwischen 1,2 und 7,6 Img
betragenden Eisengehalts war eine fast vollständige.
In Keyport, N. J., trat das Eisen in Form von Bikarbonat und in Mengen von 5 bis
32 lmg auf. Der Kalkmilchzusatz bildet Eisenkarbonat, welches durch Oxydation zu
Sesquioxyd reduziert wird. Durch die Verbindung mit Wasser entsteht ein durch Filter
entfernbares Eisenhydrat (vgl. Gesundheitsingenieur 1899, S. 362).
In seiner Arbeit: Über Grundwasserenteisenung mit spezieller Berücksichtigung
des geschlossenen Systems !) weist Bamberg auf diejenigen Verbindungen hin, welche
sich außer dem Eisen im Wasser befinden und welche auf den Enteisenungsvorgang
fördernd oder hemmend einwirken. Wir geben hier einiges aus seinen Ausführungen
wieder.
Befördernd wirken die Härtebildner, insbesondere die kohlensauren Kalk-
und Magnesiaverbindungen. Während des Enteisenungsprozesses wird ein Teil der
halbgebundenen Kohlensäure abgespalten und die übrig bleibenden einfach kohlensauren
Kalk- und Magnesiaverbindungen beschleunigen durch ihre alkalische Reaktion den
Ausfall des Eisens. Auf diese Weise ist zu erklären, daß huminsaures Eisen enthaltende
Wässer durch Mischen mit harten Wässern Eisen verhältnismäßig rasch verlieren. Auch
die Verwendung von Kalkmilch zur Enteisenung gehört hierher.
Der Enteisenungsprozeß wird gehemmt durch freie Kohlensäure und gelöste or-
ganische Substanzen. Um ein Wasser, welches reichlich freie Kohlensäure enthält, durch
Belüftung zu enteisenen, bedarf es eines Überschusses an Sauerstoff und einer weit
intensiveren Einwirkung.
Besonders erschwerend auf den Enteisenungsvorgang wirken große Mengen
organischer Substanzen. Sie bestehen teilweise aus sehr leicht oxydablen, teilweise
aus durch Luftsauerstoff überhaupt nicht oxydablen Teilen. Ihre chemische Affinität
zum Eisen scheint eine verschiedene zu sein.
Bamberg meint, daß auch organische Eisenverbindungen im Wasser, wenn auch
schwerer, durch den Sauerstoff abzuspalten seien. Er glaubt dagegen nicht, daß der
Kochsalzgehalt des Wassers den Vorgang der Enteisenung beeinflusse.
Wir haben vorstehend von leichterer oder schwerer Eisenauscheidung gesprochen.
Man kann diesen Vorgang auch als Funktion der Zeit ansehen, während deren die Ent-
eisenung abläuft. Darapsky sagt hierüber: ‚Ist die Zeit bekannt, bei der unter be-
stimmten Umständen die Zersetzung einen gewissen Grad erreicht, so handelt es sich.
darum, festzustellen ob und wie die Zeit durch Steigerung von Filtergeschwindigkeit,
Kornfeinheit und Luftmenge zu verringern ist.“
!) 8. a. Gesundheitsingenieur 1910, Seite 147.